Dritter Abend der exklusiven Vortragsreihe „Führung und Coaching – zum Wachstum inspirieren“ am 17. März 2023

Die Befähigung zum wirksamen Handeln als entscheidender Erfolgs- und Wachstumsfaktor

Vortragsreihe

Am 17. März 2023 fand die dreigliedrige Vortragsreihe entlang des didaktischen Grundprinzips „begeistern, bewusst machen, befähigen“ ihr Finale. Wie bei den vorhergehenden Vortragsabenden war der Wirtschaftsrat der CDU e. V. Veranstalter. Als Gastgeber des Abends begrüßte der Carl-Auer-Verlag durch dessen Geschäftsführer Matthias Ohler die Gäste. Unterstützt wurde diese Veranstaltung wieder von der Internationalen Berufsakademie (iba).

„Führung und Coaching – zum Wachstum inspirieren“ ist als inter- und transdisziplinäres Projekt auch Bestandteil der Coaching-Ausbildung am Zentrum für interdisziplinäres Coaching und Titel des Herausgeberbandes von Prof. Dr. Monika Zimmermann, der im Mai 2023 beim Carl Auer Verlag erscheint.

Folgende Partner wirken mit ihren jeweiligen Funktionen am Gesamtprojekt mit:

Matthias Ohler, Geschäftsführung Carl Auer Verlag und „sounds of science“

Prof. Dr. Monika Zimmermann, Mitglied der GF der iba und Inhaberin des und Lehr-Coach im Zentrum für interdisziplinäres Coaching (Projekt-Initiatorin), Vorstandsmitglied der Sektion Rhein-Neckar des Deutschen Wirtschaftsrates der CDU e.V., Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Oskar-Patzelt-Stiftung und des Großen Preis des Mittelstandes, Senior Coach, Wissenschaftsexpertin, Sachverständige, Gutachterin und Mitglied im Fachausschuss Forschung im Deutschen Bundesverband Coaching e.V. (DBVC), Systemische Therapeutin (Igst)

Dr. Kathrin Adam, Geschäftsführung der F+U Gruppe (iba | Internationale Berufsakademie und Victoria Academy)

Christian Wewezow, Kuratoriumsvorsitzender der Oskar Patzelt Stiftung, Preis des deutschen Mittelstandes

Die einstweilen letzte Veranstaltung der Vortragsreihe fand im NH Hotel Heidelberg statt und thematisierte die dritte Stufe des Konzeptes „begeistern – bewusst machen – befähigen“. Nach einem Sektempfang, bei dem sich einige Gäste bereits von den vorherigen Veranstaltungen wiedererkannten, richtete Johann Wagner im Namen des Wirtschaftsrats der CDU sowie Matthias Ohler im Namen des Carl-Auer-Verlags rahmende Grußworte an die Anwesenden.

Im Anschluss begann der Vortragsabend nach einer dynamischen Anmoderation von Tobias Jaeger (Rechtsanwalt und Dozent für Recht und Datenschutz am Zentrum für interdisziplinäres Coaching) mit dem Vortrag von Dr. Patrick Rapp, MdL und Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus des Landes Baden-Württemberg.

In seinem Vortrag nahm sich Herr Dr. Rapp der Frage an, welchen Beitrag Politik zum Thema Coaching und (Weiter-)Bildung leisten kann. Dabei machte er darauf aufmerksam, dass unser Leben und das Tagesgeschäft von Unternehmen durch eine zunehmend schnelle technologische und organisatorische Taktung geprägt sind. Dadurch gewinnt das Lebenslange Lernen immer stärker an Bedeutung, da ursprünglich erlerntes Wissen in Studium und Ausbildung am heutigen Markt schnell überholt ist.

Rapp
(Dr. Patrick Rapp, MdL und Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus des Landes Baden-Württemberg)

Coaching kann eine Möglichkeit sein, Führungskräfte zu befähigen, eine Fehlerkultur vorzuleben und die Menschen hinter Aufgaben und Fehlern deutlicher zu sehen.

Im Gegensatz zum Coaching schaue die Politik jedoch nicht in die Unternehmen, sondern habe zur Aufgabe, an der Wurzel des Problems anzusetzen. Laut Dr. Rapp bedarf es aus seiner Sicht einer Modernisierung der Schulbildung, die aber auch mit der Rückkehr zu einem Prinzip der Anerkennung durch Leistung einhergeht. Des Weiteren sprach sich der Staatssekretär für gelebte Fehlerkulturen in Unternehmen, aber auch in der Politik aus: „Wir suchen eher Schuldige, als Fehler zu analysieren.

Des Weiteren sprach sich der Staatssekretär für gelebte Fehlerkulturen in Unternehmen, aber auch in der Politik aus: „Wir suchen eher Schuldige, als Fehler zu analysieren.

„Wenn man helfende Hände sucht, findet man sie zuerst am Ende der eigenen Arme.“

Mit diesem Zitat leitete Dr. Patrick Rapp ein, welche Maßnahmen Bund und Land bereits im Bereich Coaching und Weiterbildungen vor allem für inhaber- und familiengeführte Unternehmen ergriffen haben. Dabei ging er auf die Weiterbildungsportale und Netzwerke des Landes Baden-Württemberg ein sowie die Möglichkeit für kleine und mittlere Unternehmen, Weiterbildungen sowie Coachings ihrer Fach- und Führungskräfte durch die Agentur für Arbeit fördern zu lassen. Die anschließende Diskussion thematisierte unter anderem praktische Hürden solcher Fördermöglichkeiten.

Matthias Ohler setzte das Programm mit seinem bereits zweiten Vortrag in der Reihe „Führung und Coaching – zum Wachstum inspirieren“ fort. Matthias Ohler versteht sich als Philosoph, Linguist, Systemischer Berater, Musiker, Autor. Er ist Mitbegründer des Ludwig-Wittgenstein-Instituts und Geschäftsleiter des Carl-Auer Verlages sowie der Carl-Auer Akademie. Wirksam ist er darüber hinaus als Dozent und Ausbilder in eigenen Weiterbildungsreihen sowie bei Hochschulen, Kliniken und Weiterbildungsinstituten. Zu seinen publizierten Werken gehören wissenschaftliche, literarische und musikalische Veröffentlichungen.

Plenum
(Blick auf das Publikum des Abends)
Ohler
(Matthias Ohler, Carl-Auer-Verlag)

Ein Plädoyer fürs Philosophieren

In seinem Vortrag brachte Matthias Ohler den Zuhörenden Methoden und Bedeutung des „Atmosphäre Lesen“ näher. Mit dem Begriff der Atmosphäre meinte der Philosoph jedoch nicht das physikalische Phänomen, sondern eine Metapher für Befindlichkeiten in Teams und Menschen. Sein passionierter Vortrag forderte die Zuhörenden heraus, die eigene Rezeptivität für atmosphärische Gegebenheiten zu schärfen und mehr zu philosophieren. Ohler Meinung nach ist Philosophie nämlich die Kunst, sich begrifflich auszukennen und demnach die Grundlage, um sich einer formlosen Metapher, wie der Atmosphäre, verbal und in Coaching-Prozessen nähern zu können.

Ohler präsentierte den Anwesenden eine Liste von Grundthesen zu dem Prinzip der Atmosphäre sowie Methoden, die er bereits erfolgreich im Coaching angewendet hatte. Laut Ohler erschaffen Beitragswirksamkeiten – auch Aktanten genannt – Atmosphären. Der Begriff leitet sich zwar von Akteuren ab, stellt aber heraus, dass mit ihm nicht bloß Individuen, sondern auch andere Beitragswirksamkeiten, wie eine Sitzordnung oder bestimmte Rituale und Gewohnheiten, eine Atmosphäre beeinflussen.

Die Methode des Atmosphären Kompass befähigt Coachees eben diese Aktanten nachzuvollziehen und einzuordnen. Mit einem Zitat schloss Matthias Ohler seinen lebhaften Vortrag:

„Über Wetter zu reden, ändert nicht das Wetter, aber vielleicht die Wahrnehmung, was damit anzufangen ist.“

Nach einer kurzen Pause erhielt Prof. Dr. Diethelm Wahl das Wort. Er hat im Fach Psychologie über Diskrepanzen zwischen Intelligenz und Schulleistung promoviert und seine Habilitationsschrift über das Thema „Handeln unter Druck“ verfasst. Als Professor für Psychologie hat er nach Möglichkeiten gesucht, den weiten Weg vom Wissen zum Handeln erfolgreich zurückzulegen und hat hierfür 2001 den Landeslehrpreis erhalten. Derzeit entwickelt und evaluiert er wirkungsvoll Programme für nachhaltige Verhaltensänderungen. Dazu gehört auch das mentale Coaching von Spitzensportlern aller Disziplinen.

Den weiten Weg vom Wissen zum Handeln effektiv gestalten.

Prof. Wahl widmete sich der Frage: „Wieso tun wir nicht, was wir lernen?“ und beschrieb damit die Kluft zwischen Handeln und Wissen und unterlegte seine Argumente humorvoll mit greifbaren Beispielen und Anekdoten. So berichtete er über ein Forschungsprojekt, in dem Studierende der Psychologie aus dem ersten Semester eine fiktive Stadt für zehn Jahre (abgebildet über 10 Wochen) regieren sollten. Das Ergebnis: die Stadt war vor Ablauf der zehn Jahre insolvent. Im letzten Semester der Studierenden wurde das Projekt wiederholt und resultierte wieder in der Insolvenz. Allerdings konnten die Forschenden einen „Zugewinn an Eloquenz, bei anhaltender Inkompetenz“ feststellen. Beispiele wie dieses führten den Zuhörenden vor Augen, dass erlerntes Wissen Menschen nicht automatisch hilft, zu lernen, wie sie handeln sollten.

Das Drei-Sekunden-Fenster

Als Erklärung verwies Prof. Dr. Wahl auf internalisierte Handlungsmuster und das Drei-Sekunden-Fenster. Dieses Zeitfenster bestimmt die Zeit, die uns kognitiv gegeben ist, um auf eine Situation zu reagieren. Aus Erfahrungen formen wir Handlungsmuster, die unsere Reaktion steuern. In der kurzen Zeit bevor wir reagieren, können wir nicht auf Wissen, wie z. B. verschiedene Aggressionstheorien zurückgreifen, sondern werden von festgefahrenen Handlungsmustern geleitet.

Wahl
(Prof. Dr. Diethelm Wahl, Pädagogische Hochschule Weingarten)

Wie können Menschen die Kluft zwischen Wissen und Handeln dann überwinden? Zu dieser Frage gab Herr Wahl dem Publikum eine Liste mit Handlungsempfehlungen mit:

  1. Handeln kann man nur handelnd erlernen.
  2. Motivation allein reicht nicht aus.
  3. Das Prinzip der Selbstanwendung: Coaches müssen ihren Coachees das zu Lernende vorleben, um Glaubwürdigkeit zu vermitteln.
  4. Veränderungsprozesse sollten durch soziale Verpflichtungen gestützt werden.
  5. Professionelles Handeln kann in geschützten Räumen gefahrlos geplant, geübt und gelernt werden.
  6. Stoppcodes lassen neues Handeln zum Zuge kommen und lösen so die Konkurrenz zwischen neuen Handlungen und alten Mustern auf.

Im Anschluss an Prof. Dr. Diethelm Wahls Vortrag rundete Prof. Dr. Axel Koch, Professor für Training und Coaching an der Hochschule für angewandtes Management und Dekan der Fakultät Wirtschaftspsychologie, die Impulse des interessanten Abends mit einer gedanklichen Reise über bayrische Blumenwiesen ab.

Der Diplom Psychologe Prof. Dr. Axel Koch blickt auf 25 Jahre Erfahrung als Trainer und Coach zurück. Seine Lehr- und Forschungsgebiete umfassen die Themen Lehrtransfer und nachhaltige Veränderung mit der Transferstärke-Methode®. Für seine Arbeit wurde er 2011 mit dem Deutschen Weiterbildungspreis ausgezeichnet.

Koch
(Prof. Dr. Axel Koch, Hochschule für angewandtes Management Ismaning)

In seinem Vortrag rechnete Prof. Dr. Axel Koch mit dem Mythos Motivation ab und stellte seine Transferstärke-Methode® vor.

Laut Koch herrscht noch immer der Mythos der Willenskraft, doch laut dem Psychologen reicht schiere Willenskraft nicht aus, um ein Verhalten zu ändern. Sehr dynamisch veranschaulichte er an dem Modell eines Hirns, dass der Mensch so nicht funktioniere. Unser Gehirn bedarf viel eher eines neuen Ziels anstelle einer Definition, welches Ziel nicht mehr erreicht werden soll:

Wenn ich in ein Taxi einsteige, sage ich dem Fahrer auch nicht: „Ich will nicht nach Frankreich.

Die Transferstärke-Methode® nach Prof. Koch bzw. das von ihm entwickelte Rückfallmanagement waren übrigens auch Thema der am selben Tag vorausgegangenen Coaching-Ausbildung am Zentrum für interdisziplinäres Coaching. Den Teilnehmenden wurden unter anderem die vier entscheidenden Erfolgsfaktoren für eine nachhaltige Veränderung dargestellt. Die in vielen Veränderungsprozessen fehlende Transferstärke kann mit dem von Prof. Koch entwickelten Rückfallmanagement kompensiert werden. Die lösungsfokussierte Methode befähigt damit zu Veränderung und Wachstum.

Erfolgsfaktoren
© Zentrum für interdisziplinäres Coaching, Coaching-Ausbildung am 17. März 2023

Zudem gab Prof. Dr. Axel Koch Einblicke in die Technik des Rückfallmanagements, die er in seinen Trainings und Coachings anwendet, um Coachees zu befähigen, alte Verhaltensmuster durch neue zu ersetzen. Sein Rückfallmanagement setzt nicht an dem Handlungsmuster an, dass geändert werden soll, sondern arbeitet heraus, was Vorboten dafür sein könnten, dass man wieder in sein Handlungsmuster zurückfällt. Aus diesen Vorboten können Strategien abgeleitet werden, die dazu beitragen, bereits frühzeitig den Absprung aus dem alten Muster zu meistern.

Podiumsdiskussion

Podium
(Podiumsdiskussion [v.l.n.r.]: Matthias Ohler, Prof. Axel Koch, Prof. Diethelm Wahl, Anna-Lena Roth für den Wirtschaftsrat)

Im Anschluss fanden sich die Referenten für die Podiumsdiskussion ein, die von Tobias Jaeger aktivierend moderiert wurde. Das Publikum scheute sich nicht, Fragen an die Experten zu richten und eröffneten zügig mit einer Frage zur Rolle der Achtsamkeit im Prozess des Befähigens. Prof. Dr. Wahl erläuterte daraufhin, weshalb er statt Achtsamkeit den Begriff der Selbstbeobachtung verwendet und dass Selbstbeobachtung bzw. Achtsamkeit eine wichtige Variable für das Erlernen eines neuen Handlungsmuster sind.

Nach dem offiziellen Teil des Abends fanden sich alle Anwesenden nochmals an einem opulenten Buffet zu einem freudvollen Austausch zusammen und ließen den Abend mit inspirierenden Gesprächen ausklingen.

Dieser letzte Abend der Vortragsreihe „Führung und Coaching – zum Wachstum inspirieren“ bildete einen gelungenen und runden Abschluss für die gesamte Reihe. Es gilt daher dem Wirtschaftsrat der CDU e. V. für die Einladung zu danken. Des Weiteren gilt es auch Matthias Ohler und dem Carl-Auer-Verlag, der F+U-Unternehmensgruppe sowie der Internationalen Berufsakademie (iba) als einer der größten privater Bildungsträger unseres Landes, der Oskar-Patzelt-Stiftung sowie allen Referenten und Zuhörenden der Reihe ein Dank für die Organisation und Beteiligung an diesem bereichernden Projekt samt seinen Impulsen und Diskussionen.

Seien Sie neugierig, mit welchem Themengebiet die nächste Vortragsreihe inspirieren wird 😊

1 Kommentar zu „Dritter Abend der exklusiven Vortragsreihe „Führung und Coaching – zum Wachstum inspirieren“ am 17. März 2023“

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