Systemisch-konstruktivistische Didaktik meets Coaching

Was ist sinnvolles Lernen?  Wie kann Lehre dazu beitragen? Und wie muss sie dafür gestaltet sein? Welche Parallelen gibt es zwischen der systemisch-konstruktivistischen Didaktik und (systemisch-interdisziplinärem) Coaching?

Bildung beginnt mit der Geburt und dauert ein Leben lang an. Es ist ein zirkulärer Prozess, der auch im Erwachsenenalter das Sammeln von Erfahrungen, das Verstehen, den Alltagsbezug, soziale Beziehungen und Verständigung sowie – auch emotionale – Beteiligung beinhaltet.

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Bildungsspirale

Der Begriff des Lernens meint somit nicht die bloße Aneignung von Faktenwissen, sondern die Erfahrung „erinnerbarer Gefühlszustände“ [1]. Und das ist auch und gerade für (angehende) Coaches wichtig.

„Wir erleben nicht das, was uns begegnet, sondern das, was wir schon kennen [2].“ Lernen ist ein individueller, interpretativer und aktiver Prozess zur Bedeutungsgenerierung. Die beiden Grundprinzipien sind die Angleichung an bereits bestehendes Wissen und das Ändern des bestehenden Wissens aufgrund neuer Informationen.

Das Zentrum für interdisziplinäres Coaching bedient sich der systemisch-konstruktivistischen Didaktik. Sie ist ein pädagogischer Ansatz, der sich auf die konstruktivistische Theorie des Lernens stützt. Diese Theorie besagt, dass Lernen ein aktiver Prozess ist, bei dem Lernende ihre eigene Wahrnehmung und ihr eigenes Verständnis der Welt aufbauen und verändern, anstatt lediglich Informationen zu absorbieren.

An unserem Zentrum wird diese Didaktik zudem durch weitere Ansätze ergänzt, etwa der positiven Psychologie Martin Seligmans, deren Ziel es u.a. ist, die Hoffnung auf Erfolg zu stärken und die Furcht vor Misserfolgen zu eliminieren.

Didaktik und Coaching beschäftigen sich mit dem Lehren und Lernen. Coaching verfolgt einen praktischen Ansatz, um Menschen dabei zu unterstützen, ihre Ziele zu erreichen und ihre Fähigkeiten zu entwickeln. Das Prinzip der systemisch-konstruktivistischen Didaktik trägt enorm dazu bei, dass der Lernende effektiv lernt und seine Fähigkeiten schneller entwickelt.

Der Lehrende als Moderator und Facilitator

Im systemisch-konstruktivistischen Ansatz wird die Rolle des Lehrenden als Moderator betont, der die Lernenden dabei unterstützt, ihr eigenes Lernen zu entdecken und zu entwickeln. Die Didaktik legt besonderen Wert auf die Bedeutung von Kooperation und Kommunikation, da die Schüler*innen durch den Austausch miteinander lernen und ihr Verständnis erweitern können.

Ein weiteres wichtiges Element ist die Wertschätzung von Vielfalt und individuellen Lernstilen. Der Ansatz geht davon aus, dass jeder Mensch einzigartig ist und unterschiedliche Lernbedürfnisse hat und dass es Aufgabe des Lehrenden ist, diese Bedürfnisse zu berücksichtigen und den Unterricht entsprechend zu gestalten.

Kompetenzfördernde Lehr- und Lernprozesse

Insgesamt zielt die systemisch-konstruktivistische Didaktik darauf ab, Auszubildende zu selbstbewussten, selbstbestimmten Lernenden zu entwickeln, die die Fähigkeit haben, sich aktiv an ihrem eigenen Lernprozess zu beteiligen.

Die systemisch-konstruktivistische Didaktik bietet einen umfassenden Ansatz zur Gestaltung von Lernprozessen, der sich auf den konstruktivistischen Ansatz des Lernens und die Bedeutung von Kooperation, Kommunikation und individuellen Lernbedürfnissen stützt.

Dieser Ansatz betont die Bedeutung einer positiven Lernumgebung, in der Lernenden ihre Stärken und Schwächen erkennen und darauf aufbauen können. Dazu gehört auch, dass der Lehrende eine gute Beziehung zu den Lernenden aufbaut und sie unterstützt, indem er ihre Fragen beantwortet und ihnen hilft, ihre Lernziele zu erreichen.

Zusätzlich legt die systemisch-konstruktivistische Didaktik Wert auf die Förderung von Kreativität und Problemlösungsfähigkeiten. Dies geschieht durch den Einsatz von kreativen Lernstrategien, Projektarbeit und Teamarbeit, bei denen Lernenden die Möglichkeit haben, ihre Fähigkeiten zu entfalten und zu verbessern.

Die systemisch-konstruktivistische Didaktik bietet folgende Vorteile:

  1. Individuelle Förderung: Die Lernenden werden in ihren individuellen Lernbedürfnissen und bei der Bewältigung ihrer Entwicklungsaufgaben unterstützt, was zu besseren Leistungen führt.
  2. Kreativität und Problemlösungsfähigkeiten: Die Schüler*innen werden dazu ermutigt, kreative Lösungen zu finden und ihre Problemlösungsfähigkeiten zu entwickeln.
  3. Kooperation und Teamarbeit: Die Schüler*innen lernen, zusammenzuarbeiten und ihre Stärken gegenseitig zu ergänzen.
  4. Reflexion und Selbstregulierung: Die Schüler*innen werden dazu ermutigt, ihr eigenes Lernverhalten zu reflektieren und zu regulieren, was zu einem besseren Verständnis ihrer Stärken und Schwächen führt.

Parallelen zwischen der systemisch-konstruktivistischen Didaktik und systemisch-interdisziplinärem Coaching

Eine Überschneidung zwischen der systemisch-konstruktivistischen Didaktik und systemisch-interdisziplinärem Coaching ist unter anderem der Konstruktivismus: Menschen konstruieren ihre Wahrnehmungen und ihr Verständnis von der Welt selbst. Ebenso liegt bei beiden der Fokus auf dem Prozess des Lernens und nicht nur auf dem Resultat. Der Lernende kann aktiv seiner eigene Entwicklung gestalten und eigene Lösungen finden. Es werden verschiedene Perspektiven und Methoden integriert, um ein tieferes Verständnis des Lernenden und seiner Bedürfnisse zu erreichen. Coach sowie auch Lehrende*r nehmen dabei eine begleitende Rolle ein, in der sie den Lernenden bei der individuellen Lösungsfindung bzw. Wissensaneignung unterstützen.

Coaching, verstanden als „freiwilliger, eigenverantwortlicher, zielorientierter, ergebnisoffener Dialogischer Prozess“ [3], ist einem modernen Verständnis von Lehren und Lernen sehr nah. Coaches und Lehrende sind Teil einer anteilnehmenden und autonomieunterstützenden Lernumgebung.

Die systemisch-konstruktivistische Didaktik betrachtet den Lernprozess als einen zirkulären Prozess, bei dem der Lernende aktiv beteiligt ist und sein Verständnis durch seine Erfahrungen und Interaktionen mit der Umwelt konstruiert. In dieser Sichtweise ist das Lernen ein ständiger Prozess, bei dem das Verständnis ständig weiterentwickelt und angepasst wird.

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Der Kreislauf der ständigen Verbesserung nach William E. Deming

Lehr- und Lernformate der Coaching-Ausbildung

Das Zentrum für interdisziplinäres Coaching versteht sich als lernende Organisation, die aktiv den Austausch zu Wirtschaft und Gesellschaft sucht, Gestaltungsspielräume für Innovationen schafft sowie Future Skills fördert [4]. Die Coaching-Ausbildung wird daher in Form einer Kombination aus synchronen Vor-Ort-Lernabschnitten, synchronen Online-Lernabschnitten im Einzel- und Gruppenrahmen sowie asynchronen Selbstlernabschnitten durchgeführt. Inhaltliche Schwerpunkte bilden bewährte Praxisbeispiele, ausgewählte theoretische Grundlagen sowie eigene Praxiserfahrungen der Teilnehmenden. Die Kursdurchführung erfolgt dabei nach dem Prinzip des „pädagogischen Doppeldeckers“: Die didaktischen Prinzipien, die die Coaches in ihrer späteren Arbeit umsetzen sollen, erfahren sie in der Fortbildung modellartig selbst.

Die Gestaltung und Führung der Ausbildung wird dabei von der Gründerin des Zentrums für interdisziplinäres Coaching, Prof. Dr. Monika Zimmermann, geleitet. Hierbei integriert sie nicht nur ihre langjährige Erfahrung als Coach, sondern auch ihre Expertise als Professorin an der Internationalen Berufsakademie (iba). Durch diese Doppel-Rolle als Coach und Lehrende kann sie die Auszubildenden auf ihrem individuellen Entwicklungsweg fachlich und didaktisch optimal unterstützen.

Die systemisch-konstruktivistische Didaktik ist ein flexibler Ansatz, der sich an die Bedürfnisse der Lernenden anpasst. Während der Ausbildung an unserem Zentrum lernen angehende Coaches dieses Prinzip am eigenen Leib kennen. So lernen sie nicht nur in einer produktiven Atmosphäre, sondern können später die systemischen und konstruktivistischen Ansätzen als Coach wirksam einsetzten.


Haben wir Ihr Interesse an einer Ausbildung zum systemisch-konstruktivistischen wirkenden Coach geweckt?

Dann erfahren Sie hier mehr zu unserem Ausbildungsangebot. Oder melden Sie sich direkt für einen unserer kostenlosen Info-Abende zur Coaching-Ausbildung mit Start im Juni 2023 an. Hier können Sie die Ausbildungsleitung Monika Zimmermann, das Zentrum sowie Inhalte und didaktisches Konzept der Ausbildung besser kennenlernen. Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, all Ihre Fragen direkt an mich, die Ausbildungsleitung, zu richten. Termine und Anmeldeformular finden Sie hier.


[1] Nahrstedt, W., Brinkmann, D., Theile, H., & Röcken, G. (2002). Lernen in Erlebniswelten. Perspektiven für Politik, Management und Wissenschaft. IFKA Dokumentation (Bd. 22). Bielefeld: IFKA.  
[2] Arnold, R. (2012b). Ich lerne, also bin ich. Eine systemisch-konstruktivistische Didaktik (2. Aufl.).
Heidelberg: Carl-Auer.

[3] IOBC (2022). Standards für den Coaching-Prozess. Abgerufen am 05.01.2023, https://www.iobc.org/de/standards/coaching.
[4] Bandtel, M., Baume, M., Brinkmann, E. et al. (Hrsg.) (2021). Digitale Prüfungen in der Hochschule. Whitepaper einer Community Working Group aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, Nr. 62, Berlin. Abgerufen am 09.02.2023: https://hochschulforumdigitalisierung.de/sites/default/files/dateien/HFD_Whitepaper_Digitale_Pruefungen_Hochschule.pdf.