Uebung5

„Zwischen Sinn, Lösungen und dem Aufblühen“

Eindrücke eines besonderen Ausbildungswochenendes (CA 5 Modul 5 vom 13. bis 15. Juni ´25)
von Moni

Manchmal gibt es diese Momente, in denen ich in einen Raum blicke – und nicht nur Menschen sehe, sondern Geschichten. Biografien. Fragen. Mut. Dieses vergangene Ausbildungswochenende war für mich genau so ein Moment. Drei Themen hatten wir uns vorgenommen: Logotherapie, lösungsfokussierte Kurzberatung und Positive Psychologie. Klingt nach viel Theorie – war aber vor allem eins: berührend lebendig. Und zutiefst menschlich.

Flipchart zur Begrüßung
Flipchart zur Begrüßung
Der Raum füllt sich mit Haltung

Der Einstieg in das Wochenende fühlte sich an wie ein gemeinsames Einatmen. Noch bevor wir richtig angefangen hatten, war da ein spürbares Vertrauen im Raum. Vielleicht war es Caroline, die das später so schön auf den Punkt brachte: dass sie die Gruppe als einen echten „Safe Space“ erlebe. Solche Sätze bleiben, weil sie echt sind.

Tanja N. sprach vom „Echo der Logotherapie“, das in ihr nachklang. Und davon, wie spürbar das Thema Embodiment für sie geworden ist: „Es ist für mich spürbar, es ist für mich sichtbar.“ Ihre Erkenntnis, dass Wahrnehmung und Bewertung voneinander zu trennen seien, klingt mir noch nach.

Der heilende Moment

„Diesen Willen, diese Suche nach dem Sinn zu stärken, in jedem Moment, das ist meiner Überzeugung nach immer heilend. Menschen werden dadurch autonomer, entscheidungsfreudiger und schließlich in ihren Entscheidungsprozessen auch differenzierter, weil sie nicht nur danach schauen, was einem vielleicht am meisten logisch zu sein scheint oder vielleicht auf Gefühlsebene einem eher entgegenkommt, sondern sinnorientiert denken. D.h. immer im Kontext zu denken, aber in meinem eigenen Kontext inklusive meiner Kraftquellen, inklusive meiner Vergangenheit und natürlich in meiner Vergangenheit die vielen, vielen Sinnverwirklichungen, die ich schon erlebt habe. Sinnorientiert geführte Gespräche sind unserer Überzeugung nach immer heilend“

(Prof. Dr. Janós Vik. 2023. o.S.)

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Mehr zur Logotherapie gibt´s in der Kolumne “Perspektivenwechsel: Die Logotherapie“.

Lösungen, die leicht wirken – und tief gehen

Der Samstag war ganz der lösungsfokussierten Kurzberatung gewidmet. Ich liebe diese Momente, in denen plötzlich Leichtigkeit im Raum entsteht. Es war fast, als hätte jemand ein Fenster geöffnet – wie eine Teilnehmerin es so schön formulierte: „Plötzlich war da Luft und Licht“.

Uebung5

Und: Leichtigkeit ist nicht gleichbedeutend mit Oberflächlichkeit. Die Teilnehmenden spürten das sehr genau. Die Herausforderung bestand nicht darin, Fragen zu stellen – sondern darin, Deutungen wegzulassen. Nicht zu analysieren. Nicht zu interpretieren. Sondern zu fragen: „Was wäre anders?“ oder „Woran würden Sie merken, dass es besser ist?“

Es war berührend zu erleben, wie viele sich in ihrer Coach-Rolle neu ausprobierten. Wie sie lernten, kleiner zu denken – und gerade dadurch wirksam zu sein: „Ich darf kleiner denken – und trotzdem wirksam sein“, sagte jemand. Für mich war das ein Satz, den ich innerlich sofort notiert habe.

Auch „Solution Surfing“ war wieder dabei – diese wunderbare Übung, bei der nicht nur Gedanken, sondern Körperhaltungen sprechen. Ich liebe diesen Moment, wenn spürbar wird: Veränderung beginnt im Körper, nicht im Kopf.

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Die Kraft der ABC-Kette

Am Sonntag war die Positive Psychologie an der Reihe – mein Elefanten-Tag. Wer mich kennt, weiß: Der Elefant steht für Perspektivenwechsel. Und so begann der Tag mit Aufklebern und einem Lächeln. Und endete mit Tiefgang.

Die ABC-Kette nach Ellis war unser zentrales Werkzeug: A wie Auslöser/Situation, B wie Bewertung, C wie Konsequenz. Klingt einfach – war aber durchaus herausfordernd.

Denn die Konfrontation mit den eigenen Bewertungen geht tief. Viele erlebten die Übung als erkenntnisreich, aber auch irritierend. „Ich hatte das Gefühl, ich müsste jetzt irgendwas Tiefgründiges finden – das hat mich erst mal blockiert“, sagte eine Person ganz offen.

Was mich besonders beeindruckt hat: die Ehrlichkeit in der Gruppe. Die Bereitschaft, sich nicht nur methodisch, sondern auch menschlich zu zeigen. Eine Teilnehmerin sprach von ihrer Ambivalenz: „Ich will authentisch sein – aber auch anderen gefallen.“ Und plötzlich war da kein Konzept mehr – nur noch Leben.

Perspektivenvielfalt als Stärke

Was dieses Wochenende so besonders gemacht hat, war nicht nur der Inhalt – sondern die Art, wie wir damit umgegangen sind. Bodo etwa brachte ein wunderschönes Bild mit: Das „Dranbleiben“ sei für ihn wie ein „langes, endloses Seil“. Und mit Monis‘ „Sherlock-Holmes-Lupe“ wolle er auch das kleinste Staubkorn im Coachingprozess erkennen.
Auch die anderen Teilnehmer:innen – so viele Bilder und Metaphern entstanden. Coaching als Blumenwiese, als Schiff mit Sinn-Segel, als inneres Blumenbeet. Ich war oft einfach genussvoll und sinnerfüllt still und dachte: Genau darum geht es.
Was mich besonders freut: Dass die drei Ansätze – Logotherapie, Lösungsfokus und Positive Psychologie – nicht als Konkurrenz erlebt wurden, sondern als personzentriert hilfreiche Ergänzung. Jeder fand darin etwas Eigenes. Und alle gemeinsam erlebten: Coaching ist kein Entweder-Oder. Es ist ein zielführendes Sowohl-als-auch.

Übung in der Triade
Übung in der Triade
Zwischen den Zeilen: die eigene Haltung

Vielleicht war es das, was mich am meisten berührt hat: Diese Klarheit in der Gruppe, dass es nicht um Technik geht – sondern um Haltung. Eine Haltung, die langsam wächst. In Begegnung. In Stille. In Humor. Ein Teilnehmer  sagte einmal augenzwinkernd: „Ich geh dann auch gern dahin und bau die großen Szenarien“. Dahinter steckt eine tiefe Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Für sich. Für andere. Für Prozesse.

Triadenübung im Foyer des NH Collection Heidelberg
Triadenübung im Foyer des NH Collection Heidelberg
Triadenübung zur ABC-Kette
Triadenübung zur ABC-Kette

Am Ende des Wochenendes war das Feedback so warm, so ehrlich, so tief – dass ich es gar nicht ganz in Worte fassen kann. Eine Gruppe, die sich gegenseitig hält. Die sich traut, echt zu sein. Die sich erlaubt, Fragen zu stellen, Gefühltes und Gefühle zu äußern.

entspannter Austausch am Neckar
entspannter Austausch am Neckar

Und ich? Ich bin auch gewachsen. Wieder einmal. Ich habe gelernt, noch mehr zu lauschen. Und beim Mittagessen habe ich mich selbst dabei ertappt, zu schnell geurteilt zu haben. Ein klassischer Fall von Urteilshandlungs-Hiatus – diese Kluft zwischen Wissen und Leben. Ich bin dankbar für diese Erinnerung. Denn Coaching beginnt genau da: wo wir hinschauen, bevor wir handeln.

Wenn Ihr das lest, dann wisst Ihr: Dieses Wochenende war mehr als eine Ausbildungseinheit. Es war ein gemeinsames Gehen. Ein Staunen. Ein Wachsen. Und ein Stück echtes Leben.
Danke Euch. Für die Tiefe. Für den Humor. Und für all das, was zwischen den Zeilen lag.

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Prof. Dr. Jürgen Kriz, Universität Osnabrück