Freitag, 9. Juni 2023, 11 Uhr: Sechs Teilnehmer*innen der nächsten Coaching-Ausbildung sitzen im Konferenzraum Amsterdam des Hotels NH Collection Heidelberg, neugierig auf das nun Kommende.
Zunächst eine Vorstellungsrunde. Die Teilnehmer*innen und Prof. Zimmermann stellten sich einander vor und konnten anhand einer Deutschlandkarte nachvollziehen, woher die jeweils anderen kommen. Es folgten ein Überblick über das kommende Ausbildungsjahr und die einzelnen Stationen bis hin zu den Voraussetzungen, am Ende der Ausbildung ein Zertifikat sein eigen nennen zu dürfen.
Mit dem Pinguin-Prinzip nach Eckard von Hirschhausen begannen die ersten fachlichen Gespräche zum Thema Coaching. Es wurde über Vorurteile gesprochen, ebenso über Toleranz und die Akzeptanz von vermeintlichen Schwächen, auch über (nach-) wachsende Knie.
Prof. Zimmermann erläuterte den Teilnehmer*innen was es mit dem „Wappentier“ des Zentrums, dem Elefanten auf sich hat. Die Kurzfassung: Es geht um die Relativität des Wahrheitsbegriffs und subjektive Wahrheit(en). Der Elefant als großes Ganzes und was das mit einer interdisziplinären Coaching-Ausbildung zu tun hat, das kann auf den Internetseiten des Zentrums entdeckt werden.
Danach durften sich die Teilnehmer*innen aus dem schier unerschöpflichen Fundus an Symbolen diejenigen zwei Sinnbilder heraussuchen, die für deren aktuelle Identität und den angestrebten „Zustand“ am Ende der Ausbildung stehen. Ein Teilnehmer „malte“ ein wunderbares Bild von einer Berghütte, die Schutz bietet, in der er die Fenster öffnen und Licht hinein lassen könne, der weite Ausblick rundherum Perspektiven schaffe. Nicht ohne zuvor den Aufstieg zu bewältigen, den er mit der Ausbildung und seiner eigenen Entwicklung verband. Eine andere Teilnehmerin sah sich als Kapitänin auf einem Segelboot, welches sie durch die stürmische See und mit immer wieder unbekannten Passagieren zu steuern habe. Da werden Inseln angesteuert, Passagiere von Bord gelassen (oder „befördert“) und neue kommen hinzu.
Andere Symbole waren
- ein Schlüssel, um die Tür für die eigene Weiterentwicklung zu öffnen,
- zwei Figuren, die eine als Begleitung (Coach) ohne die andere zu zerren oder zu schieben,
- ein Anker, der nun neu ausgeworfen wird und auch in bewegten Zeiten Halt bietet,
- zwei unterschiedliche Bücher als leichte und schwere „Kost“ in der anstehenden Ausbildung oder
- zwei Glaskugeln mit unterschiedlicher Lichtdurchlässigkeit und Zeichen der durch die Ausbildung erhofften handlungsleitenden Klarheit im Geist.
Der erste Tag endete mit einer Übersicht von Disziplinen und Schulen, die im Coaching grundlegend Bedeutung haben oder bedeutsam sein können. Erkenntnis schon hier: DIE eine Wahrheit gibt es nicht, ebenso wenig DIE eine Schule von Bedeutung im Coaching. Die Besonderheit in dieser Coaching-Ausbildung: Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer wird am Ende der Ausbildung ihr/sein eigenes Coaching-Konzept vorstellen und entscheiden dürfen, wo sie oder er sich künftig zu Hause fühlt oder mit welcher individuellen Kombination aus wissenschaftlichem Fundament sie/er das eigene Coaching-Konzept begründet.
Der Tag 2 begann mit der Vertiefung des Personzentrierten Ansatzes (PZA), der sich aus dem Englischen heraus mit Person-Centred Approach (PCA) besser erklären lässt: to approach somebody – sich jemandem nähern. Und so geht es hier eben darum, sich dem Klienten und seinem Anliegen behutsam zu nähern, als Coach immer mit Selbstdistanziertheit und Fokussierung auf den jeweils Anderen. Der PZA geht zurück auf den amerikanischen Psychologen Carl Ransom Rogers und ist geprägt durch ein zutiefst humanistisches Menschenbild, welches darauf vertraut, dass jeder Mensch sich entwickeln und wachsen will. Für den Coach bedeutet dies, dass er die Umstände und Ereignisse verstehen muss, die eine Person erlebt. Der Klient malt sozusagen sein eigenes Bild und lässt den Coach daran teilhaben. Grundvoraussetzung: Aktives Zuhören, (möglichst) wert- und vorurteilsfrei. Oder wie es ein Teilnehmer paraphrasierte:
„Voreingenommenheit führt Dich weg vom Verstehen!“
Die nachfolgende Übung „Empathy Labs“ in Dreier-Teams bot die Gelegenheit, einander aktiv zuzuhören. Eine Person spricht, die zweite hört „aktiv“ zu, die Dritte Person beobachtet und fasst zusammen. So konnten sich die Teilnehmer*innen mit Hilfestellung der Ausbildungsleitung wertvolle Impulse und Hinweise geben. Und zu der Erkenntnis gelangen, dass die Befähigung zur Umsetzung des Erlernten noch einige praktische Übung bedarf.
Ein Teilnehmer erläuterte, wie wichtig allein die Verbalisierung von Problemen, das Sprechen hierüber manchmal sei, weil so die Gedanken neu sortiert und Lösungen gefunden werden können. Ohne einen Zuhörer wäre das aber ein freudloses „Selbstgespräch“ und daher erzähle er gegebenenfalls einer Gummi-Ente von einem Problem (Konzept der Gummi-Ente). Erzähler und Zuhörer in Personalunion, warum denn nicht?!
Der dritte Ausbildungstag wurde mit einem achtsamen Spaziergang auf den Philosophenweg begonnen. Die damit verbundene Übung walk & talk diente auf dem Hinweg ausschließlich der inneren Einkehr und Selbstreflexion: Woher komme ich, wer bin ich, wo will ich hin? Welche Symbole begegnen mir, die mir bedeutsam scheinen oder sind?
Ein kurzer Blick auf den Neckar, die Altstadt, das Schloss und natürlich ein Gruppenfoto durften da nicht fehlen. Bei im Übrigen hochsommerlichen Temperaturen gab´s noch ein Eis und dann den gar nicht mehr schweigsamen „Abstieg“ zurück zum Tagungshotel.
Der Austausch in der Gruppe über die Erkenntnisse aus der Selbstreflexion war geprägt von sehr emotionalen Momenten, alten Wunden aber auch wunderbaren Ausblicken. Fahnen auf der Theodor-Heuss-Brücke wie ein Gleichnis zum Leben: Selbst wie eine Flagge am Mast immer von der Richtung des Windes abhängig und schon das bloße Hängen dort als eine fortwährende Präsenz kostet Kraft.
Am Nachmittag ging es um das Verhältnis von Körper und Geist und deren Wechselseitigkeit inklusive Einblicken in die Ganzheitslehre (Holismus). Die Embodiment-Theorie als ein neuer Ansatz des 21. Jahrhunderts und Grundlage für das körperorientierte Coaching versteht Körper und Psyche als untrennbar miteinander verbunden (Biodirektionalität). Beispiele hierzu fanden beinahe alle Teilnehmer*innen aus eigenem Erleben.
Schließlich waren es die 5 Säulen der Identität, zu denen die Teilnehmer*innen fanden. Diese auf den Psychologen Hilarion Petzold zurückgehende Methode beschreibt die menschliche Identität als ruhend auf 5 Säulen: Körper & Geist, Soziales Netz, Beruf, Sicherheit, Werte.
Das Modell, so Prof. Zimmermann, dient in der integrativen Therapie als eine diagnostische Methode und hilft dabei festzustellen, in welchem Aspekt des Identitätsprozesses Probleme entstehen und wo Therapie bzw. Coaching ansetzen können. Damit verbunden ist also die Klärung des Klienten-Anliegens. Die Methode ermöglicht es dem Klienten ferner, seine aktuelle Situation ganzheitlich zu betrachten, was den weiteren Coaching-Prozess auf eine gute Basis stellt.
„Was sind Deine Erkenntnisse aus diesem Modul?“ lautete eine der letzten Fragen des Wochenendes. Stichwortartig sollten die Teilnehmer*innen angeben, was sich ihnen an persönlich Bedeutsamen eingeprägt hat. Kongruenz als Teil des WEK-Rufes (Wertschätzung- Empathie – Kongruenz) und damit Ausdruck des Selbstverständnisses als Coach hat sich bei vielen Teilnehmer*innen eingeprägt. Gemeint ist damit, dass der Coach in der Offenheit und Transparenz seiner inneren Erwartungshaltungen, seiner Gefühle und Werte dem Klienten bewusst ein Vorbild ist.
So manifestiert sich der Hahn als „Wachmacher“ und weiteres der tierischen Sinnbilder des Wochenendes. Jedes Tier ist verbunden mit einer kurzen, einprägsamen Geschichte und verkörpert verschiedene Seiten eines zeitgemäßen, allein am Klienten orientierten Coachingverständnisses.
Damit auch die Teilnehmer*innen eine gute Basis schaffen für ihr Coachingverständnis, erläuterte Prof. Zimmermann zum Abschluss die bis zum nächsten Modul anstehenden Aufgaben, gab viele Empfehlungen und Anregungen zum Aufarbeiten und Verfestigen der neuen Kenntnisse.
Kongruenz wird in der Coaching-Ausbildung bei Prof. Zimmermann auch gelebt, weswegen die Teilnehmer*innen um ihr Feedback zum Ausbildungswochenende gebeten wurden. Sehr erfreulich: Der Lehrstoff kam offensichtlich „gut rüber“ bei den Teilnehmer*innen. Die sich andererseits mehr Übungen in Gruppen, mehr Beispiele zu Methoden sich wünschen.
Zum Gelingen des ersten Ausbildungsmoduls trug auch das Tagungshotel bei. Das NH Collection Heidelberg erwies sich als hoch professioneller Partner mit perfektem Service. Ausbildungsraum und Technik, Pausenverpflegungen und Service während des gesamten Tages ließen keine Wünsche offen und auch unsere Sonderwünsche wurden gehört und umgesetzt. Herzlichen Dank!
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