Angehende Coaches in Intervision: Neue Erkenntnisse durch kollegialen Austausch

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Die Teilnehmenden der Coaching-Ausbildung treffen sich virtuell zur Intervision © Prof. Dr. Monika Zimmermann, Zentrum für interdisziplinäres Coaching

Regelmäßige Supervision, während der die angehenden Coaches gemeinsam mit Dozierenden über ihre Erfahrungen mit Fällen im Coaching reflektieren können, sind fester Bestandteil unserer Coaching-Ausbildung. Doch auch andere Formate können dabei helfen, Reflexion anzustoßen und neue Erkenntnisse über das eigene Wirken als Coach zu erlangen: Vor einigen Wochen trafen sich die Teilnehmenden der Coaching-Ausbildung deshalb, diesmal ohne Ausbildungsleitung oder Dozierende, für eine Intervision.

Die Intervision wird häufig auch als kollegiale Beratung bezeichnet. Dies deutet schon auf den Kern ihres Wesens hin: Es geht darum, dass sich Kolleg*innen über ihre Arbeit austauschen und gegenseitig beraten. Im Gegensatz zur Supervision, welche von einem Außenstehenden, oft speziell dafür ausgebildeten Experten geleitet wird, findet die Intervision also auf Augenhöhe statt. Die Teilnehmenden tauschen sich über Anliegen und Probleme aus, die ihnen in ihrer Arbeit begegnen, und anstatt „von oben“ bei ihrer Lösungsfindung geleitet zu werden, finden sie durch Austausch und gemeinsame Reflexion mit Gleichgestellten eine Antwort.

Bei ihrer Intervision entschieden sich die Teilnehmenden dazu, dass zwei Teilnehmende eine echte Coaching-Sitzung durchführen, einer übernahm dabei die Rolle des Coachs und einer die des Klienten. Der Coachee trug ein reales Anliegen vor und wurde vom Coach dabei unterstützt zu einer Entscheidung zu finden. Die anderen Teilnehmenden beobachteten diesen Prozess.

Im Anschluss reflektierten alle gemeinsam über das Geschehene. Vielen fällt auf, dass der Coach sich in dieser Situation vor allem auf Fragen gestützt hat und keine expliziten Methoden eingesetzt hat. So war die Sitzung sehr effizient und fand in weniger als 90 Minuten zu einer Lösung. Eine Teilnehmende nimmt sich deswegen folgende Erkenntnis mit:

„Die richtige Frage ist mehr wert als jede Methode.“

Trotzdem räumen die angehenden Coaches ein, dass Methoden in manchen Situationen ihre Berechtigung haben und notwendig sein können. Etwa wenn der Klient / die Klientin selbst noch nicht genau weiß, wo das Problem liegt und wie er / sie es in Worte fassen kann:

„Methoden können helfen, wenn man nicht weiterkommt.“

„Methoden helfen Leute besser an ihr eigentliches Anliegen ranzuführen und um den Ball im Spiel zu halten.“

Als der Coach darauf angesprochen wird, wieso er den Coachee während der Sitzung mehrmals darum gebeten hat, sich Dinge aufzuschreiben, anstatt sie nur zu verbalisieren, erläutert er:

„Das ist mein Trick: Wenn ich keine Lösung habe, gebe ich den Menschen Aufgaben. Der Ball muss im Spiel bleiben, solange der Ball im Spiel bleibt, läuft der Prozess weiter. Es hilft den anderen auffordern, sich intensiver mit seinen Gedanken auseinanderzusetzten.“

Einige Teilnehmenden sind dankbar für diesen Tipp und nehmen sich vor, ihn selbst umzusetzen:

„Ich habe große Angst davor, irgendwann nicht zu wissen, wie ich im Coaching weitermachen soll. Den Coachee dazu aufzufordern, etwas zu notieren, gibt mir selbst Zeit meine Gedanken zu sortieren, bevor es weitergeht.“

Zuletzt loben sowohl Coachee als auch Beobachter den Coach für seinen expliziten Fokus auf positive Emotionen und Aussagen. Störungen und Problemen wurde zwar auch Raum gegeben und bei Bedarf eine Lösung für sie gefunden, aber im Mittelpunkt stand das Ziel, eine positive, handlungsfördernde Entscheidung zu treffen:

„Du hast dich vor allem auf das positive fokussiert, ohne dabei das Negative einfach abzutun, aber ohne darauf zu viel Zeit zu verwenden.“

Der Coach bestätigt, dass stetig versucht hat, zielstrebig auf eine Entscheidung zuzusteuern, und er deswegen vor allem dort nachgefragt hat, wo er beim Coachee Freude, Neugier und positive Emotionen gespürt hat. Auch diesen Ansatz nehmen sich andere Teilnehmende für  ihre eigene Praxis mit:

„Als Leitsatz ist es hilfreich, zu spüren, wo wird positive Energie freigesetzt und dort dann weiterzuschauen.“

Diese Intervision erlaubte nicht nur dem Coach seine Fähigkeiten an einem echten Fall zu erproben, sondern brachte auch allen anderen Teilnehmenden neue Erkenntnisse sowie Tipps und Tricks für ihre eigene Coaching-Praxis.

Nur zwei Wochen nach dieser Intervision, trafen sich die Teilnehmenden mit unserer Dozentin Lara Felisa Rubbel und Ausbildungsleitung Prof. Dr. Monika Zimmermann zu einer weiteren Supervision. Mehr dazu können Sie in Kürze in unserer Kolumne nachlesen.

Lesen Sie hier mehr zu den bisherigen Modulen und Supervisionen dieser Coaching-Ausbildung.


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Ich freue mich auf Sie und unseren Austausch!

1 Kommentar zu „Angehende Coaches in Intervision: Neue Erkenntnisse durch kollegialen Austausch“

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