Gastreferenten im Zentrum

Einblicke in ein Wochenende der Coaching-Ausbildung

Vielfältige 3 Tage und Perspektivenvielfalt durch 3 externe Referenten in unserer Coaching-Ausbildung: Christian Wewezow, Ralf Gasche, Danny Herzog-Braune. Die Themen der 3 Gast-Referenten werden in separaten Kolumne-Beiträgen beleuchtet.

Übersicht Modul 6
Übersicht Modul 6
Coaching-Konzepte: Ein klares Verständnis entwickeln

Die Ausbildungsgruppe CA3 hat ihr sechstes Ausbildungswochenende absolviert und wertvolle Erfahrungen gesammelt. In der modernen Coaching-Landschaft gibt es oft Missverständnisse darüber, was professionelles Coaching ausmacht. Es wird häufig mit dem Verkauf von Produkten verwechselt, was den eigentlichen Wert und die Würde des Coachings untergräbt. Coaching ist kein Mittel zum schnellen Verkauf von Dienstleistungen oder Produkten; es ist vielmehr ein ehrenvolles Beratungskonzept, das darauf abzielt, auf die Bedürfnisse der Menschen einzugehen und ihnen bei ihrer persönlichen und beruflichen Entwicklung zu helfen.

Der Fokus professionellen Coachings liegt dabei auf Qualität und Tiefe, nicht auf der Quantität. Vision ist, die Teilnehmer in die Lage zu versetzen, einen echten Unterschied zu machen, sowohl in ihrem eigenen Leben als auch in der Welt um sie herum. Dies steht im Einklang mit den Ansätzen von Gunter Schmidt und Carl Rogers, die die Bedeutung einer authentischen und personzentrierten Coaching-Praxis betonen. Das Ziel ist es, das Wissen und das Verständnis zu vertiefen, wie dieses Wissen im Menschsein zusammenfließt.

Unterschiedliche Ansätze und Schulen im Coaching

Ein zentraler Aspekt des Coaching-Wochenendes war die Auseinandersetzung mit verschiedenen Ansätzen und Schulen. Die Identitätstheorie von Petzold und das Konzept der Critical Hope sind zwei Beispiele, die in der Diskussion hervorgehoben wurden. Beide sind stark von konstruktivistischen Prinzipien geprägt.

Diskussion und Übung zu Werten
Diskussion und Übung zu Werten
Übung zur Werte-Arbeit
Übung zur Werte-Arbeit

Coaching, das auf den frühen Grundlagen von Rogers basiert, betont Führung, Lernen in Freiheit und ein positives Menschenbild. Diese Werte sind so eng miteinander verknüpft, dass sie ein kohärentes Bild des eigenen Selbst darstellen. Jeder Teilnehmer wurde ermutigt, seine Kernwerte zu identifizieren und zu explizieren, sodass sie leicht verständlich sind – selbst für einen Laien. Dies fördert ein tieferes Verständnis dafür, wer man ist, inwiefern und warum man so ist.

Die Bedeutung von Integrität und Individualität

Eine zentrale Erkenntnis des Wochenendes war die Notwendigkeit, die eigene Position klar zu formulieren und zu vertreten. Dies umfasst die Vermittlung des eigenen einzigartigen Verkaufsarguments (USP) in einer Weise, die andere anspricht und inspiriert. In diesem Zusammenhang wurden die Ansichten von Eckhart von Hirschhausen diskutiert, der betont, dass es wichtig ist, die Zielgruppe im Blick zu behalten und die eigene Essenz mit wissenschaftlichen Grundlagen zu verschmelzen, um ein gemeinsames integratives Konzept zu schaffen.

Professionelles Selbstverständnis und ein klares Leitbild sind ebenfalls von großer Bedeutung. Dies umfasst die Fähigkeit, das eigene Bild und die Vision zu kommunizieren, sowie die Integrität sicherzustellen, dass das, was auf der Verpackung steht, auch tatsächlich im Inneren vorhanden ist.

Tiefe vor Masse: Der Wert von Qualität im Coaching

Eine wiederkehrende Botschaft des Wochenendes war die Betonung auf Tiefe statt Masse. Dies spiegelt sich in der Ausrichtung auf qualitätsorientierte, tiefgehende Coaching-Ansätze wider, die nicht nur kurzfristige Ergebnisse liefern, sondern langfristige, nachhaltige Veränderungen ermöglichen. Dies wurde durch wissenschaftliche Ansätze von Rogers und Seligman untermauert, die auf die Bedeutung von Strategien aus der positiven Psychologie und Resilienzforschung hinweisen.

Die Bedeutung der Dokumentation und Visualisierung von Erkenntnissen wurde ebenfalls hervorgehoben. Dies umfasst die Erstellung von Flipcharts und anderen visuellen Hilfsmitteln, um zentrale Erkenntnisse festzuhalten und zu teilen. Eine systematische Theoriesynthese und ein Ursache-Wirkungs-Modell unterstützen die Teilnehmer dabei, ihre individuellen Stärken und einzigartigen Eigenschaften zu erkennen und weiterzuentwickeln.

Impulse für Resilienz
Impulse für Resilienz
Resilienz und menschliche Entwicklung

Ein weiteres zentrales Thema war die Resilienz. Die Teilnehmer wurden ermutigt, ihre eigenen Kernwerte zu identifizieren und zu verstehen, wie diese zu ihrer individuellen Resilienz beitragen. Diese Wertearbeit ist so individuell wie der Fingerabdruck eines jeden Menschen und hilft dabei, sich selbst besser zu verstehen und zu akzeptieren.

Resilienz: Die Kunst, an Herausforderungen zu wachsen

In einer Welt voller Unsicherheiten und ständigem Wandel ist Resilienz zu einer Schlüsselkompetenz geworden. Doch was genau verbirgt sich hinter diesem Begriff? Resilienz beschreibt die Fähigkeit, Krisen zu bewältigen und gestärkt aus ihnen hervorzugehen. Es geht darum, sich von Rückschlägen nicht entmutigen zu lassen, sondern sie als Chance zur persönlichen Weiterentwicklung zu begreifen. Resiliente Menschen sind wie Stehaufmännchen – sie fallen hin, stehen wieder auf und machen weiter.

Im Rahmen des Ausbildungswochenendes Modul 6 wurde für die Teilnehmer der Ausbildungsgruppe CA3, ein integrativer Workshop zum Thema Resilienz durchgeführt, der sich auf die Nutzung von Symbolen als effektive Methode zur Förderung persönlicher Resilienz und zur Definition klarer Zielvisionen konzentrierte.

Diese Herangehensweise basiert auf der These, dass Symbole als visuelle Hilfsmittel und kognitive Anker fungieren können, um die eigenen Widerstandsfähigkeitsstrategien zu erkunden und zu verstehen.

Einführung und Methodik

Der Workshop begann damit, dass die Teilnehmer aufgefordert wurden, Symbole auszuwählen, die sowohl ihren gegenwärtigen Zustand als auch ihre angestrebten Ziele repräsentieren sollten.

Die Kraft der Symbole
Die Kraft der Symbole

Dieser Prozess der Symbolauswahl diente nicht nur als Ausgangspunkt für Selbstreflexion, sondern auch als Leitfaden für zukünftige Wachstumsmöglichkeiten. Durch diese intensive Auseinandersetzung mit persönlichen Symbolen konnten die Teilnehmer ein tieferes Bewusstsein für ihre inneren Ressourcen und potenzielle Entwicklungspfade erlangen.

In einem weiteren Kolumne-Beitrag wird das Thema Resilienz ausführlich beleuchtet und es werden weitere individuelle Beispiele angeführt. Im Folgenden ist ein  Beispiel angeführt:

Symbolauswahl Münze und Medaille
Symbolauswahl Münze und Medaille
Medaille/Münze als Ist-Zustand:

Dieser Teilnehmer betrachtet eine Seite der Medaille oder der Münze, was symbolisch für seine aktuelle Sichtweise auf Hindernisse und Niederlagen steht. Er reflektiert darüber, wie er Rückschläge wahrnimmt und damit umgeht. Diese Seite repräsentiert dunklere Momente, in denen es schwierig sein kann, optimistisch zu bleiben, obwohl er intrinsisch weiß, dass Rückschläge oft zu den größten Geschenken führen können. Seine Resilienz ist stark kognitiv geprägt, was bedeutet, dass er intellektuell versteht, dass er durchhalten wird, selbst wenn es momentan schwierig ist.

Medaille als Zielzustand:

Der Teilnehmer strebt danach, beide Seiten der Medaille oder der Münze zu sehen und zu fühlen. Das bedeutet, dass er nicht nur kognitiv versteht, dass Niederlagen positiv sein können, sondern dass er auch emotional diese Zuversicht spürt. Er möchte die Fähigkeit entwickeln, auch in schwierigen Momenten ein Gefühl der Sicherheit und des Vertrauens zu empfinden, dass alles gut werden wird. Diese emotionale Resilienz würde es ihm ermöglichen, Niederlagen schneller in positive Erfahrungen umzuwandeln und häufiger ein positives Gefühl zu bewahren, selbst wenn die Umstände herausfordernd sind.

Zusammenfassend stehen die Symbole Medaille und Münze für seine Reise von einer rein kognitiven Resilienz hin zu einer tieferen, emotional gefestigten Fähigkeit, mit Rückschlägen umzugehen und daraus gestärkt hervorzugehen. Der Ist-Zustand reflektiert eine dominierend kognitive Sichtweise, während der Zielzustand eine ausgewogenere, sowohl kognitive als auch emotionale Perspektive darstellt.

Ein tiefes Verständnis der menschlichen Natur und der Aktualisierungstendenz nach Rogers war ebenfalls ein wichtiger Bestandteil des Wochenendes. Die Teilnehmer lernten, wie wichtig es ist, sowohl positive als auch negative Aspekte des eigenen Selbst zu integrieren, um eine “fully functional person” zu werden. Dies fördert die Selbstakzeptanz und die Fähigkeit, sich selbst und andere mit Empathie und Wertschätzung zu begegnen.

Teilnehmer*innen im Gespräch
Teilnehmer*innen im Gespräch
Fazit: Ein integratives und tiefgehendes Coaching-Erlebnis

Das Coaching-Wochenende bot den Teilnehmern die Möglichkeit, ein tieferes Verständnis für sich selbst und ihre Position im Coaching-Kontext zu entwickeln. Durch die Integration von wissenschaftlichen Ansätzen, persönlichen Werten und einer klaren Vision wurden die Teilnehmer dazu befähigt, authentisch und wirkungsvoll zu handeln. Die Betonung auf Qualität und Tiefe statt Masse sowie die Auseinandersetzung mit Resilienz und menschlicher Entwicklung bildeten die Grundlage für ein nachhaltiges und bereicherndes Coaching-Erlebnis.

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Prof. Dr. Jürgen Kriz, Universität Osnabrück

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