Unsere Ausbildungsgruppen erleben eine aufregende Reise der Professionalisierung auf dem Weg zum Coach. Die letzten Wochenenden waren erneut geprägt von Vielfalt, Perspektivenwechsel und spannenden persönlichen Entwicklungen (… und immer wieder grüßt der Elefant …). Inmitten der reichhaltigen Inhalte stand das Thema Online-Coaching im Fokus als zeitgemäße Alternative zum face-to-face-Coaching.
Online-Coaching und: Wer ist eigentlich CAI?
Die Gruppe CA2 widmete sich ganz intensiv dem Kennenlernen und Anwenden der CAI World. CAI ist ein Tool, dass explizit für virtuelles Coaching entwickelt wurde. Prof. Dr. Elke Berninger-Schäfer zeichnet maßgeblich für dessen Entwicklung verantwortlich. Sie hat uns persönlich vermittelt, was professionelles Online-Coaching ist und welche die Wirkfaktoren, Kompetenzfelder und geeigneten Online-Tools sind, um auf allen Ebenen wirksam agieren zu können: der kognitiven, emotionalen, psychologischen sowie der sozialen Ebene.
Elke beschäftigt sich seit vielen Jahren – und damit lange vor Corona und dem dadurch entstandene Online-Boom – mit dem Thema Online-Coaching, seinen Möglichkeiten, Risiken, Unterschieden und Gemeinsamkeiten zum face-to-face-Coaching. Wissenschaftlich fundiert bildet CAI als maßgeschneidertes und individuell erweiterbares Tool einen kompletten Online-Coaching-Prozess so ab, dass jeder Coach mit dem Coachee und dessen Anliegen strukturiert die verschiedenen Prozessschritte durchschreiten und die jeweils hilfreichen technischen und visuellen Werkzeuge anwenden kann.
Der Tag war vielfältig und praxisorientiert. Insbesondere durch eine reichhaltige Bild- und Symbole-Galerie können Emotionen, Ist- und Ziel-Situationen sowie soziale Beziehungen und Systeme, sogar systemische Aufstellungen auch online hervorragend abgebildet und durchgeführt werden. So wurde ganz spielerisch deutlich, wie professionelles Online-Coaching gestaltet werden kann, welche technischen und medialen Kompetenzen Coach und Coachee benötigen, und welche Möglichkeiten es im virtuellen Raum gibt, um auch mit körperlichen und emotionalen Reaktionen umzugehen. Chancen und Grenzen, Fakten und Mythen, von Vertrauens- und Beziehungsaufbau, Auftragsklärung, Prozessgestaltung und Zielentwicklung bis hin zur Aktivierung von Ressourcen und der Lösungsfindung ist auch im virtuellen Raum vieles möglich, nur eben manchmal ein bisschen anders.
Im Anschluss hat Elke mit einem Teilnehmer ein Live-Coaching durchgeführt. Im Spagat zwischen der Vermittlung aller Möglichkeiten der CAI-World als Tool und der tatsächlichen Durchführung eines Coachings mit ihrer langjährigen Expertise hat sie für maximalen Lerneffekt gesorgt. Weitere gegenseitige Online-Coachings konnten die Teilnehmer im Anschluss als Kleingruppen selbst untereinander ausprobieren.
Herzlichen Dank an dieser Stelle, liebe Elke, für deinen unkomplizierten Einsatz auch als Vertretung für Monika Zimmermann (geplant waren 2h Einsatz, daraus wurden 6h), die wegen einer grippalen Infektion die Inhalte nicht persönlich vermitteln konnte, für den kollegialen Zusammenhalt und den für die Teilnehmenden sehr spannenden Lehr-Tag! Ja, auch Lehr-Coaches können untereinander „Vertretungsregelungen“ schaffen – alles eine Sache des Vertrauens 😊
Wirkungen und Evaluation von Coaching
Der Coaching-Prozess ist eine schwer zu fassende, vielschichtige und komplexe Dienstleistung. Um den Coachee bestmöglich zu begleiten, bedarf es der persönlichen Entwicklung und des stetigen Dazulernens des Coaches. Am Ende jedes Leitfadens für den Coaching-Prozess steht daher die Evaluation als entscheidender Schritt, um den Fortschritt des Coachings zu bewerten. Ausbildungsleiterin Monika Zimmermann erklärt am folgenden Vormittag, wie Evaluierung gestaltet werden kann, weshalb dieser Schritt so bedeutsam ist und zum unverzichtbaren Handwerkszeug professioneller Coaches gehört.
Als Prozess der systematischen Bewertung von Abläufen und Ergebnissen bezieht sich die Evaluation darauf, wie effektiv der Coaching-Prozess für den Coachee war. Wirkung im Kontext des Coachings tritt auf, wenn persönliche Haltungen und Ausbildungsinhalte mit der Person verknüpft werden und nachhaltige Veränderungen bewirkt werden. Aber kann man Wirkung denn messen? Die klare Antwort darauf lautet: Nein. Echte Wirkungsforschung ist eine hohe Kunst und uns in diesem Rahmen nicht möglich. Dennoch können wir durch Evaluation z.B. anhand vonsummativen (den Prozess bewertenden) und formativen (den Prozess begleitenden) Evaluationen Einblicke in den Erfolg des Coaching-Prozesses erlangen. Jeder Coach muss sich selbst dabei die Frage stellen: Anhand welcher Kriterien messe ich den Erfolg meines Coachings für andere?
Es gibt verschiedene Optionen zur Durchführung der eigenen Evaluation, beispielsweise durch offene Fragen, Fragebögen oder bestimmte Kennzahlen. So oder so hat dieser Teil des Coaching-Prozesses einen nachhaltigen und positiven Einfluss auf die persönliche und berufliche Entwicklung des Coaches. Als dynamischer Prozess, der kontinuierlich durchgeführt wird, kann sichergestellt werden, dass die vereinbarten Ziele erreicht werden. Deren Abfrage dient also nicht nur der Überprüfung der vereinbarten Zielerreichung, sondern auch der eigenen Weiterentwicklung als Coach, der die angewendeten Methoden und Prozesse hierdurch bestmöglich anpassen kann.
Die ständige Reflexion und Optimierung sind entscheidend für professionelle Coaches, um nachhaltig für die Coachees wirken zu können und gleichzeitig die eigene Entwicklung voranzutreiben.
Damit die Auszubildenden im Zentrum damit umgehend und empirisch fundiert (online) evaluieren können, stellen wir ihnen unseren Fragebogen samt Auswertungsmatrix zur Verfügung.
Verraumen und Coaching im Mittelstand
Die besondere Theorie des „Verraumens“ stellte im weiteren Verlauf Lara Felisa Rubbel vor und Christian Wewezow informierte in seinem Vortrag zu Chancen und Krise im Mittelstand, verbunden mit den Dos and Don’t auf dem Weg in die Selbständigkeit. Zu diesen beiden sehr unterschiedlichen und spannenden Themen erscheint hier in Kürze jeweils ein eigener Beitrag.
Die IOBC und Focusing
Als Coach ist gegebenenfalls die Mitgliedschaft in einem oder mehreren Verbänden sinnvoll. Unsere Ausbildung ist durch den DBVC zertifiziert und bietet als add-on zur dortigen Mitgliedschaft kostenfrei eine weitere in deren internationalen Dachverband IOBC an. Vize-Präsident Dietmar Steinbach hat uns die wesentlichen Eckdaten, Aktivitäten und Ziele der 2019 gegründeten IOBC erläutert., Die IOBC fungiert als globale Institution im Bereich Business Coaching, bestehend aus Einzelmitgliedern sowie den jeweiligen nationalen Business Coaching-Verbänden verschiedenster Länder. Im Anschluss hat Dietmar Steinbach uns in sein persönliches Wirkungsfeld Focusing und dessen Schnittstellen zum Personzentrierten Ansatz (PZA) eingeführt.
Focusing ist eine therapeutische Methode, die auch im Coaching Anwendung findet. Es wurde von dem amerikanischen Psychologen und Philosophen Eugene Gendlin entwickelt und zielt darauf ab, die Aufmerksamkeit auf die Empfindungen und Gefühle im Körper zu lenken, um persönliches Wachstum und Veränderung zu fördern. Die Methode basiert auf der Idee, dass der Körper als Träger von implizitem Wissen fungiert und Antworten auf persönliche Fragen oder Herausforderungen bereithält, da alle kognitiven und emotionalen Erlebnisse im Körper abgespeichert sind. Im Kontext des Coachings kann die Annäherung an das Thema Focusing dazu dienen, die Selbstreflexion und das Bewusstsein des Coachees zu vertiefen, indem er aufmerksam auf die körperlichen Empfindungen achtet, die mit bestimmten Themen oder Fragestellungen verbunden sind und diesem inneren Dialog eine Art “Stimme” gibt, um tiefer liegende Emotionen und verborgene Einsichten zu entdecken.
Focusing kann als Werkzeug dienen, um blockierte Emotionen oder unbewusste Überzeugungen ans Licht zu bringen, auch wenn die Methode nicht für jeden Coachee geeignet ist. Dass diese Methode auch im Online-Raum funktionieren kann, hat Dietmar Steinbach uns durch zwei Übungen veranschaulicht, die zu vertiefen jedem selbst überlassen ist, der sich interessiert und dafür zugänglich ist.
Datenschutz im (Online-) Coaching
Last but not least gab es zum Schluss des Wochenendes Einblicke in das wichtige Thema Datenschutz im Coaching von Tobias Jaeger. Die Auseinandersetzung mit Fragen des Datenschutzes im Coaching begann mit einem Perspektivenwechsel. Zunächst können wir uns die Frage stellen, welch (unliebsame?) Erfahrung wir selbst bereits gemacht haben beim Umgang mit den eigenen Daten und was wir erwarten beim Umgang mit unseren Daten.
Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) bezweckt den Schutz personenbezogener Daten, die in einem beruflichen Kontext erlangt und damit verarbeitet werden. Geklärt wurden neben dem Anwendungsbereich der DSGVO deren Inhalte hinsichtlich einer rechtmäßigen Datenverarbeitung sowie technisch-organisatorische Maßnahmen, die dem Schutz der personenbezogenen Daten unserer Klienten dienen.
Besondere Anforderungen gelten für den Datenschutz im Online Coaching, wo es zusätzliche technische, organisatorische und kompetenzbezogene Aspekte zu beachten gilt. Die Wahrung der Vertraulichkeit und des Datenschutzes sollte eine ethische Grundhaltung sein und ist gerade im Online Coaching von zentraler Bedeutung. Besondere Sensibilität bei der Verarbeitung von Daten beispielsweise in Videokonferenzsystemen und die Einhaltung von Datenschutzrichtlinien sind daher unerlässlich.
Und, übrigens:
Evaluierung, Vertragsentwürfe, Honorarvereinbarungen oder Datenschutz-Formulare – der Fundus im Zentrum für interdisziplinäres Coaching ist reich an Vorlagen, die allen Kursteilnehmenden kostenfrei zur Verfügung stehen und individuell angepasst werden können. Ein toller Service, genau wie das ad hoc Coaching, zu dem ebenso alle Lernenden der Ausbildung Zugang haben.
