Der weite Weg vom Wissen zum Handeln: Nehmen wir doch den Bus!

Frisch Gelerntes unmittelbar in der Praxis anzuwenden und es nachhaltig ins eigene Denk- und Handlungsrepertoire zu integrieren ist mitunter der schwerste Schritt in jedem Lernprozess. Auf Effizienz angelegte Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen müssen die Aufgabe bewältigen, den Erwerb neuen Wissens mit dessen konkreter Umsetzung in der (beruflichen) Praxis zu verbinden. Das Problem der Diskrepanz zwischen dem Wissen um professionell adäquates Handeln und der tatsächlichen Anwendung im beruflichen Handeln kann unter Rückgriff auf die Handlungspsychologie [1] geklärt und zielführend gelöst werden [2]. In unserer Coaching-Ausbildung und in unseren dualen iba-Studiengängen setzten wir deshalb gezielt den pädagogischen Doppeldecker ein, um die Lernenden von der Absicht zur Handlungsfähigkeit zu führen [3].

Was hat ein Doppeldecker-Bus mit Handlungsbefähigung zu tun?!?

Unsere didaktische Mission sehen wir in der Befähigung zum Handeln.
Dabei sind wir uns der Verantwortung und des hohen Anspruches bewusst, die Lernenden auf diesem Weg hilfreich begleiten zu dürfen.

Die Bus-Grafik veranschaulicht die Stationen der didaktisch vorstrukturierten Lernreise.

Wir können unseren Teilnehmenden den anstrengenden Prozess der Professionalisierung nicht abnehmen, aber wir können sie hilfreich systematisch begleiten. Dabei stützen wir uns auf die Erkenntnisse der Handlungspsychologie.
Warum das? Die Überwindung des Urteils-Handlungs-Hiatus, also der Kluft zwischen trägem Wissen und Handlungsfähigkeiten sehen wir als unsere Kernaufgabe.

Bus Weg 25.04.23
Grafik „von der professionellen Absicht zur professionellen Handlungsfähigkeit“ (verändert entnommen aus Zimmermann, 2011, S.104)

Was passiert auf dem (weiten) Weg vom Wissen zum Handeln?

Der Begriff „Pädagogischer Doppeldecker“ [4] bezeichnet ein Phänomen der sozialen Interaktion in Lehrveranstaltungen: Im Lehr-Setting findet das, worüber gesprochen wird, tatsächlich gleichzeitig statt (untere Etage des Doppeldeckers).

In dieser Ebene des pädagogischen Doppeldeckers reflektieren die Lernenden die Bedeutung theoretischer Konzepte und erfahren gleichzeitig deren praktische Anwendung durch den Lehrenden, sodass sie die Möglichkeit haben, sich mit diesen Konzepten direkt, persönlich und vor allem erfahrungsbasiert auseinanderzusetzen (Treppe nach oben).

Handeln kann man nur (begleitet) handelnd erlernen!

In der unteren Ebene des Busses erleben Sie unmittelbar theoretische Grundlagen und Prinzipien gelingender Coaching-Prozesse. Im oberen Stock setzen Sie dieses Wissen parallel mit (ersten) Klient*innen, im Privatleben oder mit anderen Teilnehmenden der Ausbildung um.

Im Zwischendeck des Busses geschieht das, was Sie handlungsfähig und unsere Ausbildung besonders wirksam macht: Supervision. Prof. Dr. Monika Zimmermann supervidiert Sie an konkreten Fällen aus Ihrer Praxis. Mit diesen Handlungsideen und -impulsen gehen Sie erneut in den Praxisalltag und setzen Ihr neues Wissen reflektiert um.

Welche 4 „Haltestellen“ sind warum auf dem Weg eingebaut?

1. Situations- und Handlungsauffassungen: Ein wichtiger Teil des pädagogischen Doppeldeckers ist die Arbeit mit Situationen und Fällen, die die Möglichkeit bieten, ganzheitlich vorzugehen, da die Lernenden ihr eigenes, bereits vorhandenes Wissen anwenden und durch aktive Erfahrungen das neue Wissen mit dem alten verbinden können. Manchmal bringen die Lernenden schon individuelle Situations- und Handlungsauffassungen mit, die NICHT zielführend sind. Diese mitunter überstabilen Denk-Muster gilt es zunächst zu erkennen, bewusst zu machen, mit dem neu erlernten Wissen und dem professionellen Zielhorizont abzugleichen. Ziel ist es bei dieser „Haltestelle“ zu verstehen, „So geht es NICHT“ und zu analysieren, wie es stattdessen gehen kann. Diese bewussten Kognitionen sind der erste wichtige Schritt zum Aufbau professioneller Handlungsfähigkeit.

2. Bewusste Kognitionen: Kognitionen erzeugen, prägen und beeinflussen den Handlungsvollzug; bewusste Kognitionen sind den unbewussten überlegen und sichern die Kontrolle über Handlungen.

3. Aufbau positiver Erklärungsmuster: Beim Er- und Verlernen von Denk- und Handlungsmustern ist der Aufbau positiver Erklärungsmuster unerlässlich: „Ich kann NOCH nicht so oder so handeln, aber ich will und werde es begleitet schaffen!“ So wird erlernter Hilflosigkeit (psychologisches Konzept) entgegengewirkt und realistisch-positive Erwartungshaltungen aufgebaut und das Entwickeln von Handlungsfähigkeit ermöglicht.

4. Aufbau handlungssteuernden Wissens: Davon haben wir viel. Oft mehr, als uns lieb ist (überstabile, unerwünschte Verhaltensmuster aus der Kindheit). Unser Verhalten zeichnet sich aus durch eine enorme Schnelligkeit menschlicher Interaktion im Gegensatz zur Begrenztheit unserer Informationsverarbeitungskapazität. Es erfordert besonderes didaktisches Vorgehen bei der neuen Informationsverdichtung. Dabei ist es von zentraler Bedeutung, dass die Lernenden die Nützlichkeit ihres Wissens unmittelbar erfahren können (Obergeschoss). Die Lernenden werden in der Lehre deshalb immer wieder aufgefordert, Zusammenhänge und Unterschiede zwischen theoretischen Aussagen und ihren konkreten Erfahrungen zu finden und ihre Umsetzungsprobleme mit dem Lehrenden zielführend zu besprechen, sich Rat zu holen (mittlere Ebene). Es gibt also erhebliche Wissensreserven, die mit der potenziellen Handlungsfähigkeit zusammenhängen und die auf Grund ihrer Beschaffenheit in kürzester Zeit abgerufen werden können. Neu aufgenommenes Wissen muss umgestaltet werden, bevor es Handlungen steuern kann. Dieser Prozess der Umformung lässt sich als Lernprozess beschreiben, dessen Ziel es ist, breite und gleichzeitig verstreut gespeicherte Wissensbestände zu „bündeln“ und so zu komprimieren, dass sie en bloc abgerufen werden können [5]. Zu diesem Zweck werden viele einzelne Informationen so miteinander verknüpft, dass sie „nur noch eine singuläre Informationseinheit darstellen“.

Die vielen begleiteten Transferphasen der Weiterbildung fungieren als Katalysator auf dem Weg zur Kompetenzentwicklung. Hierbei sind laut psychologischer Handlungstheorie gerade die iterativen Transferphasen im Wechsel mit der Präsenzlehre der Schlüssel zum Umsetzungserfolg.

Das Zentrum für interdisziplinäres Coaching verbindet wirksam Theorie mit Praxis. Unser Drei-Phasen-Modell unterstützt angehende Coaches dabei, professionelle Kompetenzen zu entwickeln und ihre professionelle Haltung (weiter) zu entwickeln.

Begeistern - Bewusst machen - Befähigen
Begeistern – Bewusst machen – Befähigen: Die drei Phasen der Coaching-Ausbildung

Lassen Sie sich ein auf eine Entdeckungsreise Ihrer Möglichkeiten und lernen Sie, wie Sie die eigene Entwicklung und diejenige Ihrer Mitmenschen, Ihres Unternehmens freudvoll miteinander verbinden!

begeistern – bewusst machen – befähigen

 

Zeit für Ihre Fragen zur interdisziplinären Coaching-Ausbildung

Unser kostenloser Info-Abend bietet Ihnen die Möglichkeit, die Ausbildungsleitung und das didaktische Konzept unserer interdisziplinären Coaching-Ausbildung kennenzulernen. Zudem bietet Ihnen der Info-Abend die Möglichkeit, eigene Fragen zu stellen und in Austausch mit Prof. Dr. Zimmermann zu treten.


[1] Wahl, D., Rapp, G., & Heger, D. (Hrsg.). (1995). Erwachsenenbildung konkret: mehrphasiges Dozententraining. Eine neue Form erwachsenendidaktischer Ausbildung von Referenten und Dozenten. Neue Formen des Lernens im Betrieb (4. Aufl., Bd. 2). Weinheim: Dt. Studien-Verl.  

[2] Zimmermann, M. (2011). Naturwissenschaftliche Bildung im Kindergarten: Eine integrative Längsschnittstudie zur Kompetenzentwicklung von Erzieherinnen. Studien zum Physik- und Chemielernen (Bd. 128). Berlin: Logos. ISBN 978-3-8325-3053-2. http://www.logos-verlag.de/cgi-bin/buch/isbn/3053g

[3] Zimmermann, M. (2022). „Im Doppeldecker. Was braucht es, damit sich Menschen zu wirksamen Coaches entwickeln?“ Praxis Kommunikation 02/2022. 69-72. https://www.junfermann.de/zeitschrift/praxis-kommunikation-2-2022-br-einzelheft/1601

[4] Geißler, K. A. (1985). Lernen in Seminargruppen. Studienbrief 3 des Fernstudiums Erziehungswissenschaft “Pädagogisch-psychologische Grundlagen für das Lernen in Gruppen”. Tübingen: Deutsches Institut für Fernstudien an der Universität Tübingen.

[5] Wahl, D. (2006). Lernumgebungen erfolgreich gestalten: Vom trägen Wissen zum kompetenten Handeln (2. Aufl.). Bad Heilbrunn: Klinkhardt.