Die Lernreise geht weiter – mit dem 2. Modul der Coaching-Ausbildung

TN Dachterasse FU
Teilnehmende auf der Dachterasse des F&U Campus

Letztes Wochenende haben sich die Teilnehmenden und Dozierenden des Zentrums für interdisziplinäres Coaching wieder in Heidelberg für das zweite Seminarwochenende der Coaching-Ausbildung getroffen.

Der zentrale Fokus lag dieses Mal auf den Themen Coaching-Verständnis, Ethik (Ethik-Kodex des DBVC/IOBC), Werte, Menschenbild und dem professionellen Selbstverständnis als Coach. Das Verstehen der Bedeutsamkeit dieser wichtigen Grundlagen, die Bewusstwerdung über und die Verbalisierung von individuellen Haltungen hilft den angehenden Coaches, ihr professionelles Selbstverständnis/Leitbild zu entwickeln. Ein zentraler Schritt in ihrer Entwicklung zum Coach. Diverse Vorübungen zur Methode “Tetralemma” halfen, sich dem Thema ganz persönlich anzunähern und dessen Bedeutsamkeit und Tragweite am eigenen Leibe zu erfahren.

Ergänzt wurde das Wochenende durch einen ersten Input zum personzentrierten Ansatz von unserem Co-Ausbilder Dr. Franz Josef Geider sowie der Eröffnungsveranstaltung der ausbildungsbegleitenden Vortragsreihe „Führung und Coaching – zum Wachstum inspirieren“.

Tag 1: Wieder zusammenfinden und bisher Gelerntes/Erlebtes reflektieren

  • Begrüßung und „Elevator-Pitch“ Vorstellungsrunde
  • Agenda für das Wochenende und Rückmeldung/Wünsche der Teilnehmenden dazu
  • Reflexion und Darstellung des Coaching-Verständnis der Teilnehmenden
Gedankenfluss 1
Der Gedankenfluss – Gedanken fließen lassen, anstatt sich in Strudeln zu verfangen und sich mit seinen Gedanken zu verwechseln – als erster Schritt im Umgang mit gescheiterten Lösungsversuchen
  • Nachreflexion zu Modul 1, neue Impulse zu den Fällen aus Supervision 1 und Klärung von Fragen zu den Hausaufgaben (Texten, Reflexionsimpulsen)
  • Nachtrag zur Supervision, Methoden zum Umgang mit Klient*innen in Krisen oder „Dauerschleifen“ (z.B. das Gedankenfluss-Modell)
  • Abends: Kick-Off Event Vortragsreihe „Führung & Coaching – zum Wachstum inspirieren”

Tag 2: Ergründung der eigenen Werte und Werte-Widersprüchlichkeiten

  • Nachreflexion zum Vortragsabend am F&U Campus
  • Input zu Ethik, Werten und Menschenbild und deren Relevanz für Coaching
  • Bedeutung des eigenen Leitbildes als Schritt zur Professionalisierung als Coach
  • Übungen und Reflexion zu den individuellen Werten, Werte-Konflikten und zum jeweils individuellen Kontinuum zwischen zwei extremen Ausprägungen eines Wertes

Tag 3: Tetralemma-Methode und personzentrierter Ansatz

  • Übungen zum Wertequadrat
Wertequadrate TN
Beispiele für individuelle Wertequadrate der Teilnehmenden
  • Coaching-Methode: Tetralemma
  • Erster Einblick in den personzentrierten Ansatz durch Dr. Jo Geider (Am nächsten Ausbildungswochenende wird es u.a. um “empathy labs” gehen.)
  • Feedback zum Wochenende, Ausblick auf das nächste Ausbildungsmodul
TN und Jo Geider
Co-Ausbilder Dr. Jo Geider erklärt die Methode “Aktives Zuhören”

Und wie immer: 

  • Denkanstöße, (Selbst-)Reflexion und anregende Diskussionen
  • Emotionale Bewegung und Berührung
  • Aha-Momente, Blitzlichter und Selbsterkenntnisse für Teilnehmende und Dozent*innen
  • Rund-um-Versorgung für das leibliche Wohl
  • Ergänzungen unserer Bibliothek gemäß Interessen der Teilnehmenden und aktuelle Buch-Tipps
CA Bibliothek
Die Bibliothek des Zentrums für unsere Teilnehmenden – klein, fein und stetig wachsend

Vortragsabend und Denkanstöße

Am Freitagabend waren alle Teilnehmenden der Coaching-Ausbildung zur exklusiven Vortragsreihe „Führung und Coaching – zum Wachstum inspirieren“ eingeladen.

Vortragsreihe 22 23
Das Programm der Vortragsreihe “Führung & Coaching – zum Wachstum inspirieren”

Neben einer großartigen Aussicht von der Dachterrasse des F+U Campus (siehe Titelfoto) konnten die Teilnehmenden mehrere Vorträge zur immer wichtiger werdenden Beziehung und den großen Überschneidungsbereichen von Führung und Coaching erleben. Referent*innen waren unter anderem Rainer Hundsdörfer, Christian Wewezow (einer unserer Teilnehmer) und unsere Ausbildungsleitung Prof. Dr. Monika Zimmermann. In der anschließenden Podiumsdiskussion konnten die Referent*innen durch Symbole ihr Führungsverständnis explizieren und Fragen aus dem Publikum diskutieren.

Mehr zum Vortragsabend können Sie hier lesen.

Symbolbueffet Fuehrung
“Symbol-Büffet” zum Thema gute Führung

Das Event bot den angehenden Coaches die Möglichkeit, neue Perspektiven auf ihre zukünftige Tätigkeit, die sich rasch verändernden Herausforderungen und Potentiale von guter Führung sowie mögliche Ansatzpunkte von Coaching zu reflektieren. Die Verknüpfung der Ausbildung mit der begleitenden Vortragsreihe erlaubt den Teilnehmenden am Wissen der Dozent*innen aus verschiedenen Fachrichtungen und dem Input von Fachleuten aus Wirtschaft, Bildung und Führung zu partizipieren; es ist genau dieser Ansatz, der die inter- und transdisziplinären Essenz des Zentrums ausmacht und verdeutlicht.

Fuehrung MZ
Das Führungsverständnis unserer Ausbildungsleitung, Prof. Dr. Monika Zimmermann

Dass es hierbei jede Menge Denkanstöße für die Ausbildungsteilnehmenden gab, wurde spätestens bei der Nachbesprechung am nächsten Tag offensichtlich. In einer lebhaften Diskussion wurde über das Gehörte reflektiert, oft auch Kritik und andere Meinungen kundgetan.

Unter anderem wurde bemerkt, dass einige der vorgestellten Tipps für gute Führung heutzutage zu simpel und für Führungskräfte in kleineren Unternehmen oder in manchen Bereichen utopisch waren.

“Wo liegen die neuen Problematiken und wie können diese von Führungskräften angegangen werden?”

Solche Fragen der Teilnehmenden blieben teilweise offen und werden bei den nächsten Vortragsabenden sicher angesprochen.

Aus dem Wunsch, die Referent*innen vom Vorabend dementsprechend herauszufordern und ausgewählte Themen ausführlicher zu diskutieren, entwickelte sich die Idee, weiterführende Interviews mit ihnen zu führen. Es ist abzusehen, dass auch die kommenden beiden Vortragsabende eine solch lebhafte Auseinandersetzung mit den Themen Coaching und Führung auslösen werden.

TN lachend
“Ein echter Lachanfall” steckt an und ist nachhaltig wirksam – individuell und kollektiv

Individuelle Werte und innere Widersprüche

Neben theoretischem Input zu den Themen Ethik, Werte und Menschenbild lag ein zentraler Fokus des Wochenendes im Ergründen der individuellen Werte der Teilnehmenden durch verschiedene Übungen und ausführliche Gespräche.

Inwiefern leitet dieser Wert Dein Handeln?

Fragen dieser Art gaben Aufschluss über persönliche “Treiber” und Entwicklungsaufgaben und waren Indiz dafür, dass die Themen Werte, Menschenverständnis und professionelles Selbstbild mindestens ebenso bedeutsam für die Professionalisierung als Coach sind wie die Kenntnis über ausgewählte “Schulen”, interdisziplinäre Grundlagen, Konzepte und Methoden.

Werte TN
Wertesammlung der Teilnehmenden

Ein Wert, der wiederholt genannt wurde, ist Wertschätzung. Idealerweise ist dies die Grundeinstellung, mit der andere Menschen uns begegnen und vor allem mit der wir unserem Gegenüber begegnen. Besonders im Coaching ist dieser Wert essenziell, damit die Problemlösung und Potentialentfaltung der Klient*innen durch den Coach gefördert wird.

Allerdings wurde auch festgestellt, dass diese Wertschätzung nicht immer selbstverständlich ist und manchmal anderen Werten bzw. Bedürfnissen des Coaches, wie etwa Ruhe, Authentizität und Selbstfürsorge, widerspricht. So äußert ein Teilnehmer:

„Wertschätzung ist für den Coach die Idealvorstellung, aber es ist schwierig diese zu lernen und Leuten völlig wertfrei zu begegnen, vor allem weil andere Leute mir selbst mit Vorurteilen begegnen.“

So sehen das auch unsere Dozent*innen und Dr. Jo Geider verweist auf die Verpflichtung, die man als Coach hat, sich in jedem Fall um Wertschätzung zu bemühen. Um genau diesem Problem zu begegnen stellt Prof. Dr. Monika Zimmermann „die Kraft positiver Unterstellungen“ als Gegenentwurf zu negativen Vorurteilen vor.

Kraft positiver Unterstellung
Impuls-Poster zur Kraft positiver “Unterstellungen”

Dem Leitsatz entsprechend

„Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte. Achte auf deine Worte, denn sie werden Handlungen (und letztendlich dein Charakter)“

wirkt man so aktiv gegen vorschnelles Urteilen und starres Schubladendenken. Natürlich braucht die Festigung einer wertschätzenden Grundeinstellung viel Übung und ständiges in Erinnerung rufen, und auch hierbei wollen wir unsere angehenden Coaches in den kommenden Monaten unterstützen.

Auch darüber, dass Werte einer Person sich nicht selten widersprechen, wurde gesprochen. Laut der Ausbildungsleitung,

„wird es erst bei den Ambivalenzen spannend, bei konfliktären Werten, die sich gegenseitig behindern. Werte können sich jedoch auch gegenseitig beflügeln.“

Letztlich verhilft die Erkenntnis individueller Werte-Unstimmigkeiten dem angehenden Coach zu mehr Empathie für die Dilemmata der Klient*innen. 

In diesem Kontext wurde die Tetralemma-Methode vorgestellt und von den Teilnehmenden selbst erlebt. Durch das intensive Abwägen von Handlungsalternativen durch wiederholtes Fragen nach Möglichkeiten und Konsequenzen sollen hierbei Dilemmata und lähmende Widersprüche überwunden werden. Die Erschöpfung, welche sich durch das ständige Wiederholen und im Kreis drehen einstellt, offenbart den Teilnehmenden (und später ihren Klient*innen), die Erkenntnis:

„Ich zahle für jede Entscheidung einen Preis, aber den höchsten Preis zahle ich, wenn ich mich nicht entscheide.“

So muss man, vor allem als angehender Coach akzeptieren,

„dass es für uns als Mensch keine „richtige“ Entscheidung gibt, es gibt immer Vor- und Nachteile, Gewinne und Verluste und das Abwägen ist ein klärender Prozess.“

Tetralemma
Das Tetralemma

Mit neuen Hausaufgaben (unter anderem das Tetralemma nach der Selbsterfahrung nun an eigenen „Klient*innen“ umzusetzen) und Input zur eigenständigen Reflexion haben wir die Teilnehmenden am Sonntagabend verabschiedet. Wir hoffen, dass auch das nächste Ausbildungswochenende wieder so belebt und erkenntnisreich verlaufen wird. Natürlich freuen wir uns ebenso, die angehenden Coaches weiterhin auf ihrer spannenden Lernreise begleiten zu dürfen.

Aktives Zuhoeren TN
Zwei Teilnehmenden vertieft in die Übung zum aktiven Zuhören. Die Regeln des Paraphrasierens (nichts Wesentliches weglassen und nichts hinzufügen) konsequent umzusetzen erfordert Konzentration.

Sie spielen selbst mit dem Gedanken sich als Coach zu professionalisieren? Ihr Interesse an unserer interdisziplinären Coaching-Ausbildung wurde geweckt? Dann finden Sie hier noch weitere Informationen. Oder melden Sie sich direkt für einen kostenlosen, virtuellen Infoabend mit der Ausbildungsleitung Prof. Dr. Zimmermann an.

1 Kommentar zu „Die Lernreise geht weiter – mit dem 2. Modul der Coaching-Ausbildung“

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