Volles Haus in der Coaching-Ausbildung

Verschiedene Disziplinen und Schulen (Perspektiven) können unter einem Dach (Coaching-Ausbildung) existieren, sich komplementär ergänzen, gegenseitig bereichern und in individuelle, authentische Coaching-Konzepte münden.
Verschiedene Disziplinen und Schulen (Perspektiven) können unter einem Dach (Coaching-Ausbildung) existieren, sich komplementär ergänzen, gegenseitig bereichern und in individuelle, authentische Coaching-Konzepte münden.

Führende Vertreter ihrer Schulen und Experten zu Gast beim Zentrum für interdisziplinäres Coaching
Teil 1 von 5

Coaching-Prozesse laufen in beinahe allen Bereichen zunehmend auch virtuell ab. Da ist es nur konsequent, dieses Format auch interaktiv in eine Coaching-Ausbildung zu integrieren. Das bereits 4. Ausbildungswochenende für die Gruppe 2 war daher ein rein virtuelles.
Gleichzeitig haben wir unsere (virtuellen) Türen geöffnet für Besucher und es gaben sich – um bei dem Bild zu bleiben – hochkarätige Experten die Klinke in die Hand.

Agenda Modul 4
Agenda Modul 4

Fokus Prozessgestaltung

Das Wissen um verschiedene Schulen und ihre Methoden, den interdisziplinären Ansatz unserer Coaching-Ausbildung also, erachten wir als Grundvoraussetzung für die Wirksamkeit unserer angehenden Coaches. Gleichzeitig bedarf es einer strukturierten, Vertrauen fördernden Vorgehensweise. Diese wird durch den Coaching-Prozess beschrieben, der einen Schwerpunkt der dreitägigen Ausbildung im Modul 4 bildete.

Die angehenden Coaches hatten die Gelegenheit, verschiedene Modelle der Prozessgestaltung kennenzulernen, die mal mehr mal weniger ausführlich beschreiben, wie der Coaching-Prozess gestaltet bzw. ablaufen kann. Die durch den DBVC veröffentlichte Checkliste für Auftraggeber und Klienten beispielsweise beschreibt beginnend mit der Auftragsgestaltung über die Problembearbeitung und Prozessgestaltung bis hin zu den Ergebnissen detailliert die professionellen Standards des Verbandes und begründet diese ebenso ausführlich. Die von Christopher Rauen & Andreas Steinhübel entwickelten fünf Phasen ihres COACH-Modells ermöglichen sowohl für den Coaching-Prozess als auch die einzelne Coaching-Sitzung eine Orientierung.

Coach-Modell
Coach-Modell

Eines ist allen Modellen gemein: Die Verantwortung für den Rahmen, der die Chance für Veränderungen bieten kann (also für die Prozessgestaltung), liegt immer beim Coach. Der Klient hingegen ist für die angestrebte Veränderung selbst verantwortlich. So erhalten Coach wie auch Klient eine Struktur für die gemeinsame Arbeit, die – auch hierin unterscheiden sich die verschiedenen Modelle nicht – immer wieder analysiert, hinterfragt und gegebenenfalls angepasst wird. Eine durchaus anspruchsvolle Aufgabe für den Coach, da er nicht nur den Klienten, sondern auch sich selbst hierbei zu reflektieren hat.

Klient-Coach-Meta-Coach
Klient-Coach-Meta-Coach

Handeln kann man nur handelnd erlernen

Wie es dem Doppeldecker-Prinzip in der Coaching-Ausbildung am Zentrum entspricht, wurde auch der Coachingprozess erprobt. Die Teilnehmer*innen entschieden sich, ein Erstgespräch zu üben in der Ausbildungsgruppe inklusive Supervision durch die Ausbildungsleitung. Spannend zu beobachten war dabei auch, wie sich die rein mediale Präsenz von Klient und Coach auf die Gesprächsführung auswirken würde.

Letztlich war nicht der virtuelle Kontext sondern die Anliegenklärung die wahre Herausforderung für den Coach. Zudem erwies sich in der anschließenden Diskussion, dass die unterschiedlichen Perspektiven der Teilnehmer*innen in der Art einer Supervision gewinnbringende Erkenntnisse ermöglichen.

Frankfurter Schule –
der herrschaftsfreie Diskurs als Meta-Theorie und Bezugspunkt für Diskursfähigkeit

Am Sonntag ging es einmal mehr um das Menschenbild, die Haltung als Coach und mit dem „besseren Argument“ einen herrschaftsfreien Diskurs zu führen. Der Fokus liegt auf Werten wie, Klarheit, Richtigkeit und Kohärenz der getätigten Aussagen. Ziel der Beteiligten ist, dass der Gesprächsrahmen transparent, fair und frei von Verzerrung sein sollte. Durch die Einhaltung dieser Regeln soll ein offenes Gespräch geschaffen werden, indem Teilnehmer ihre Stellung beziehen können, ohne dass äußere Faktoren wie bspw. Dominanz oder Machstrukturen Einfluss auf die Inhalte der Kommunikation haben. Nach Egger* besteht die Herausforderung des herrschaftsfreien Diskurses gerade in der Schwierigkeit, ausschließlich auf bessere Argumente zu setzen, weil persönliche Standpunkte und sozioökonomische Hintergründe sowie individuelle Machtpositionen hierauf einwirken.

*[Egger, R. (2023). Der Jahrhundertsatz: Jürgen Habermas. Verfügbar unter: https://www.richardegger.ch/jahrhundertsatz/juergen-habermas-der-eigentuemlich-zwanglose-zwang-des-besseren-arguments/, Abruf am 11.12.2023 um 19.20 Uhr]

Sind Sie diskursfähig?

Ob jemand diskursfähig ist, lässt sich nach Habermas an folgenden 3 Kern-Eigenschaften feststellen:

  1. Befähigung zur bewussten Sinnzuschreibung zu den eigenen Handlungen: Die Fähigkeit, das eigene Handeln reflektieren und nachvollziehen zu können. Hierbei geht es darum, die eigenen Motive, Absichten und Ziele nachvollziehen zu können.
  2. Erkennen und Darstellen dieser Intentionen: Um die Kommunikation für die Allgemeinheiten zu erleichtern, sollte man dazu in der Lage sein, die Motive seiner Handlungen verstehen und klar kommunizieren zu können.
  3. Befolgung nur jener Normen, die als legitim gelten: Die Fähigkeit, geltende Werte und Normen anzuerkennen und bewusst in Argumentation und Diskussion zu integrieren, ist entscheidend. Diese Werte, Normen und Prinzipien werden bewusst ausgewählt und sollten berücksichtigt werden.

Der Anspruch einer so verstandenen Diskursfähigkeit setzt Maßstäbe für Coach, Klient und deren kommunikative Interaktion. Beim Miteinanderdenken haben wir festgestellt, dass das nicht nur anspruchsvoll ist, sondern auch direkte Bezüge zu den uns nun bekannten Schulen aufweist:

  1. Zur Logotherapie, die uns ja zur Verantwortung für unsere eigene Sinnfindung aufruft.
  2. Zur professionellen Aufgabe der Prozessgestaltung und Transparenz darüber.
  3. Zur Orientierung an ethischen Prinzipien und dem DBVC-Ethik-Kodex und zur transparenten Werte-Arbeit.

Volles Haus in der Coaching-Ausbildung – Gästeliste

Multiperspektivität ist im Zentrum für interdisziplinäres Coaching kein theoretisches Konstrukt, sondern gelebte Praxis. Und für die Teilnehmer*innen der Coaching-Ausbildung war sie an diesem Ausbildungswochenende erfahrbar:

Prof. Dr. theol. habil. János Vik

Prof. Dr. theol. habil. János Vik als Vertreter der Logotherapie
Fachliche Leitung des Süddeutschen Institut für Logotherapie & Existenzanalyse, Assoziierter Universitätsprofessor an der Babeș-Bolyai Universität, Fakultät für Römisch-Katholische -Theologie in Cluj, Rumänien

Dr. Gunther Schmidt

Dr. Gunther Schmidt als Vertreter des hypnosystemischen Konzeptes
Leiter des Milton-Erickson-Instituts Heidelberg, ärztlicher Direktor und Geschäftsführer der sysTelios-Privatklinik für psychosomatische Gesundheitsentwicklung in Siedelsbrunn

Michael Uhlig

Michael Uhlig als Vertreter der Schule der Gewaltfreien Kommunikation
Trainer und Mitglied des Vorstands des Fachverbandes Gewaltfreie Kommunikation e. V., Coach, Hundeerzieher und Verhaltensberater

Ein weiterer Experte gab den Teilnehmer*innen wertvollen Tipps und Hinweise zum Thema Versicherungen für Coaches.

Bastian Hopf

Bastian Hopf
Diplom-Betriebswirt (FH), Experte betriebliche Altersvorsorge (DVA), Finanzkonzept Coburg e. K.

Weil jeder dieser Experten so viel zu sagen und zu berichten hatte, wollen wir jedem von ihnen den Raum und die Möglichkeit geben, in einer eigenen Kolumne (inkl. Audio- und Videosequenzen) zu Wort zu kommen. Das werden erkenntnisreiche Beiträge zum (Nach-)Denken und Nachmachen.

Also schauen Sie in den nächsten Tagen und Wochen immer mal wieder vorbei, es lohnt sich!

Ein erkenntnisreiches Ausbildungswochenende endete mit folgenden Statements der Teilnehmer*innen:

  • sehr viel Vielfalt, super Mischung, schöner Perspektivwechsel
  • lehrreich, nehme viel mit
  • vielfältig, verschiedenes, abwechslungsreich, interessante Inhalte
  • Prozessablauf mit Integration von ausgewählten Aspekten der Schulen zur Orientierung sehr gut
Kernerkenntnisse
Kernerkenntnisse