Schule der Gewaltfreien Kommunikation

Perspektivenwechsel: Gewaltfreie Kommunikation

Gewaltfreie Kommunikation
Ein Kommunikationskonzept von Marshall B. Rosenberg

Im Sinne der Interdisziplinarität und des schulenübergreifenden Denkens sind Vorträge von erfahrenen Experten verschiedener Disziplinen ein zentraler Bestandteil der Coaching-Ausbildung an unserem Zentrum für interdisziplinäres Coaching. Hierzu zählt auch der Gastvortrag von Michael Uhlig zur Gewaltfreien Kommunikation. Dieser fand im Dezember 2023 in  der berufsbegleitenden Coaching-Ausbildung unseres Zentrums statt.

Michael Uhlig
Michael Uhlig

Michael Uhlig ist ausgebildeter Trainer für Gewaltfreie Kommunikation und Mitglied des Vorstands des Fachverbandes Gewaltfreie Kommunikation e. V., Coach, Hundeerzieher und Verhaltensberater. Mit seinem Vortrag hat er den Teilnehmer*innen der Coaching-Ausbildung am Zentrum für interdisziplinäres Coaching einen ersten Einblick ins Thema gegeben.

Zwischenmenschliche Kommunikation findet dauernd und überall statt – in der Partnerschaft, der Familie, in Schule, Beruf, Straßenverkehr, der Freizeit und allen anderen nur erdenklichen Lebensbereichen. Beziehungen leben von der Art, wie wir miteinander kommunizieren. Dabei ist es nicht immer ganz einfach, die eigenen Impulse und Reaktionen zu steuern, nicht selten wirkt das Gesagte verletzend und führt zu Konflikten, im Kleinen wie im Großen, mit sich selbst und mit anderen. Wenn Stimmung und Ton sich plötzlich aufschaukeln, wissen wir manchmal gar nicht genau, warum.

Die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) ist ein konzeptuelles Kommunikationsmodell, das in den 80er Jahren von Marshall B. Rosenberg entwickelt wurde. Es ist darauf ausgerichtet, eine Sprache des Mitgefühls und der Kooperation zu fördern und basiert auf der Annahme, dass die meisten Konflikte auf nicht erfüllten Bedürfnissen beruhen und eine einfühlsame Kommunikation der Schlüssel zur ihrer Lösung und zur Förderung von Verständnis und Empathie ist.

Michael Uhlig als Vertreter der Schule der Gewaltfreien Kommunikation, stellte uns das Konzept im Rahmen der Ausbildung zum interdisziplinären Coach in einem interaktiven Online-Vortrag vor.

Verschiedene Disziplinen und Schulen (Perspektiven) können unter einem Dach (Coaching-Ausbildung) existieren, sich komplementär ergänzen, gegenseitig bereichern und in individuelle, authentische Coaching-Konzepte münden.

Schule der Gewaltfreien Kommunikation
Schule der Gewaltfreien Kommunikation

Auf Grundlage der personzentrierten Gesprächsführung von Carl Rogers, bei dem er studiert hat, geht es Rosenberg in seinem Modell der Gewaltfreien Kommunikation darum, unbewusste und automatisierte Reaktionen ins Bewusstsein zu rücken, indem bestimmte Schritte in der Gesprächsführung beachtet werden. Vorweg sei dabei angemerkt, dass dieses Modell auch „einseitig“ funktioniert, es müssen also nicht beide Gesprächspartner den Hintergrund der GFK kennen und anwenden, sondern es kann bereits einer der beiden Parteien gelingen, das Gespräch zu einem besseren Ergebnis zu führen. GFK kann es ermöglichen, mehr Vertrauen und Klarheit in Gespräche zu bringen und zu friedlichen Konfliktlösungen im persönlichen, beruflichen oder politischen Bereich zu kommen. Wichtig ist, dass die GFK kein Instrument darstellt, um andere von der eigenen Meinung zu überzeugen oder jemanden gar verändern zu wollen.

Momentaufnahme der Ausbildung mit Michael Uhlig
Momentaufnahme der Ausbildung mit Michael Uhlig

Vielmehr liegt der Fokus darauf, mit der anderen Person in Verbindung zu kommen und dass die Bedürfnisse aller – auch die eigenen – erfüllt werden, um dadurch die Beziehung zu stärken und gemeinsam zu einer Strategie zu kommen.

Die Beherzigung und Anwendung der Gewaltfreien Kommunikation gewinnt auch zunehmend im Wirtschaftsleben an Bedeutung, da sie dazu beiträgt die Kommunikation und damit die Unternehmenskultur spürbar zu verbessern, Beziehungen zu stärken und effektive Zusammenarbeit zu fördern.

Das Zentrum für interdisziplinäres Coaching veranstaltet gemeinsam mit de Fachverband Gewaltfreie Kommunikation e. V., anlässlich des 90. Geburtstages von Marshall Rosenberg eine Fachtagung zu diesem Thema (voraussichtlicher Termin: September 2024).

Das Ziel der GFK ist nicht, andere Menschen und ihr Verhalten zu ändern, dass sie sich so verhalten, wie wir es gerne hätten, sondern es geht darum, Beziehungen aufzubauen, die auf Aufrichtigkeit und Empathie beruhen und die möglichst die Bedürfnisse aller erfüllen.

(Fachverband Gewaltfreie Kommunikation e. V., Zitate von Marshall Rosenberg, URL: https://www.fachverband-gfk.org/ueber-uns/ueber-gewaltfreie-kommunikation, abgerufen am 09.12.2023, 18.40 Uhr)

Ganz intuitiv, so wird es in kurzen kleinen Gruppenarbeiten in seinen Seminaren laut Michael Uhlig immer wieder deutlich, und das bestätigt sich auch in dieser Runde, sind sich die meisten Menschen schnell darüber einig, wie man Konflikte erfolgreich meistern kann, was zum Gelingen guter Kommunikation beiträgt und was sie eher verhindert.

Mitschrift Win-Win-Win
Mitschrift Win-Win-Win

Im Bedürfnisquadranten wird klar, welche Möglichkeiten zu Konfliktlösung es gibt und dass der absolute Wunschzustand aller die win win win-Situation oben rechts ist. Win win ist bekannt: beide Parteien bekommen, was sie brauchen. Das dritte „win“ steht laut Michael Uhlig für die Gemeinschaft, die Beziehung, die zusätzlich zu den beiden Parteien als Individuen an Tiefe und Verbindung gewinnt. Und zwar mit sofortiger sowie zukünftiger Wirkung, sowohl nach innen, also einer Stärkung der Beziehung durch eine erfolgreiche Einigung, als auch nach außen, in das soziale Gefüge hinein. Win win win.

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Wir sind uns alle einig darüber, wie gewaltfreie hilfreiche Kommunikation laufen kann/soll. Doch:
Was hindert uns denn dann eigentlich daran, unsere Gespräche auch wirklich konstruktiv zu führen und bessere Ergebnisse zu erzielen? Warum gibt es dann so viel Streit und so oft keinen Konsens?

Was ist Gewalt in der Kommunikation?

Wir starten mit der Klärung, was Gewalt generell und in der Kommunikation bedeuten kann. Neben körperlicher Gewalt, Lautstärke und Druck kann sie sich nach Rosenberg auch verbal ausdrücken, wenn Beschuldigungen ausgesprochen werden, sei es anderen, aber auch sich selbst gegenüber. Weiterhin gibt es auch nicht ganz so offensichtliche, subtile Formen, z.B. Aussagen, die emotionale Verstrickungen herbeiführen. „Ich freue mich, wenn du….“ oder „Ich ärgere mich, weil du…“ bedeutet als Aussage in diesem Kontext, die andere Person für das eigene Wohlbefinden verantwortlich zu machen und sie damit indirekt aufzufordern, etwas zu tun oder zu unterlassen, damit es einem selbst gut geht.

Gewalt
Gewalt

Auch in Lob sieht Rosenberg eine klare hierarchische Aussage. Sie beinhaltet demnach nicht nur eine Wertung, sondern transportiert sogar eine Abwertung der anderen Person, da sie indirekt lautet: „Ich weiß, wie es geht und bewerte dich anhand dessen“. So findet die Kommunikation nicht mehr auf Augenhöhe statt und gehört damit gewaltvoller Kommunikation an. Gewaltfreiheit in der Kommunikation beschreibt laut Rosenberg hingegen einen Zustand, der die Bedürfnisse aller berücksichtigt und niemanden klein macht.

Schnell lässt sich darüber diskutieren, wie die Abgrenzung der Begriffe Lob zu Wertschätzung und bis hin zu Dankbarkeit formuliert werden kann. Lob beinhaltet eine Bewertung, die, selbst, wenn sie „gut gemeint“ ist, die andere Person verbal hierarchisch unterordnet. Wesentlich hilfreicher im Rahmen der GFK ist die Wertschätzung, da diese eine rein beschreibende Rolle einnimmt, also wie etwas umgesetzt wurde und welche Wirkung es auf den Feedbackgebenden hat. Wird zudem noch ein Bedürfnis positiv erfüllt, kann durchaus Dankbarkeit ausgesprochen werden, das ist aber nicht unbedingt nötig, um die Kommunikation im Sinne der GFK positiv zu gestalten.

Problematisch kann es trotz aller Wertschätzung werden, wenn die individuellen Erlebnis- und Bewertungswelten stark auseinandergehen. Partei A kann es noch so gut meinen und aus der eigenen Sicht Gewaltfreie Kommunikation zu 100 Prozent anwenden. Wie der andere dessen Aussage hört, kann dennoch, je nach dessen eigenem Kontext und persönlicher Einordnung der Aussage, negativ behaftet sein. GFK vergrößert laut Uhlig die Chance zwar massiv, dass das Gesagte wie gemeint ankommt, wenn die Worte mit Bedacht gewählt werden. Eine Garantie gibt es jedoch nicht, denn jeder lebt in seiner eigenen subjektiven Welt und kann Gesagtes anders auffassen, als es gemeint war, auch in Anwendung von GFK.

Die 4-Schritte-Checkliste von Rosenberg

Doch wie geht es denn nun eigentlich genau, was sollte beachtet werden, wie kann ich mich der Gewaltfreien Kommunikation und ihren Prinzipien annähern? Rosenberg hat vier Schritte als Grundlage definiert, auf die wir im Folgenden genauer eingehen:

  1. Beobachtung

  2. Gefühl

  3. Bedürfnis

  4. Bitte

4 Schritte der GFK
4 Schritte der GFK

Michael Uhlig betont, dass diese Schritte zunächst etwas konstrukthaft wirken können, wenn man sie gezielt durchdenkt und auch so formuliert. Gespräche sollten dadurch auf keinen Fall komplizierter werden oder Aussagen gar unverständlich für den anderen. Vielmehr ist die Intention dieser „Checkliste“, sie so zu verinnerlichen, dass sie Teil unserer Haltung dem anderen gegenüber wird und sich damit auf die Art der eigenen Aussagen und des Nachfragens auswirkt. In der Anwendung kann sie so die Sicht auf den anderen Menschen (und im übrigen auch auf andere Lebewesen und die ganze Welt) verändern.

Rosenberg fasste diese vier Schritte in einer Faustformel zusammen: Wenn ich a sehe (Beobachtung), dann fühle ich b (Gefühl), weil ich c brauche (Bedürfnis). Deshalb möchte ich jetzt gern d (Bitte). So kann sich Kritik in konstruktives Denken und Sprechen verwandeln (Rosenberg, 2012, S. 37f.). Michael Uhlig betont hier: Kein Schritt ist wichtiger als ein anderer. Und alle Schritte spielen zusammen.

Dafür wollen wir nun ganz genau verstehen, was mit den Begriffen jeweils gemeint ist und auch, wie sie nicht gemeint sind.

1. Schritt: Die Beobachtung

Die Beobachtung hat stets den Gegenspieler „Bewertung“. Menschen, Situationen und Dinge zu bewerten, ist für jedes Individuum biologisch von hoher Wichtigkeit (man denke an die berühmte Entscheidung, ob man vor dem Tiger besser davon laufen sollte oder nicht). In der Gewaltfreien Kommunikation gilt es hingegen, das Aussprechen von Bewertungen zu vermeiden, ohne sie aus den eigenen Gedanken eliminieren zu wollen. Vielmehr sollten sie nutzbar gemacht werden: Wer sich bewußt macht, dass Bewertungen immer ein Konstrukt der eigenen subjektiven Wirklichkeit sind und keine objektive Wahrnehmung, kann sie, obwohl biologisch sinnvoll, zunächst zurückstellen, um der eigentlichen Beobachtung Raum zu geben und diese wertfrei mit Zahlen, Daten und Fakten zu beschreiben.

Michael Uhlig
Michael Uhlig

Diese Trennung zwischen Beobachtung und Bewertung kann verhindern, dass sich die andere Person von einer Aussage kritisiert fühlt und auf Distanz geht, anstatt bei der Sache und im Gespräch zu bleiben. Gerade im Business Kontext ist auch die Frage spannend, wie Feedback zu einer Arbeit eingeordnet werden kann, da dabei schnell eine Wertung formuliert wird. Wir können uns aber dennoch bewusst machen, dass mit der Beschreibung von Gefühlen und der Einordnung, welche Bedürfnisse beim Feedbackgebenden erfüllt wurden und welche nicht, Feedback auf einer anderen Ebene gegeben werden kann als in einer gut/schlecht-Einordnung.

Gleichzeitig gibt Ausbildungsleiterin Prof. Dr. Monika Zimmermann zu bedenken, müssen wir uns im Klaren darüber sein, dass die individuelle Wahrnehmung immer eine zentrale Rolle spielt. Jeder Mensch kann aufgrund seines Wesens und seiner Geschichte nur beschränkt wahrnehmen. Es gibt keine voraussetzungslose Wirklichkeit. Diese unterschiedlichen Beobachtungen bzw. Wahrnehmungen friedlich und ungezwungen auszutauschen und verschiedene Perspektiven zuzulassen (Elefantengleichnis), das macht Gewaltfreie Kommunikation aus. Auch, wenn die Einordnungen dabei höchst subjektiv sind.

2. Schritt: Das Gefühl

Gefühle
Gefühle

Im zweiten Schritt der GFK sollte durch diese Beobachtung seiner selbst, des anderen und der gesamten Situation genau erfasst werden, was man genau dabei fühlt. Das ist für viele Menschen nicht ganz einfach, denn es bedeutet, sich zu öffnen und nicht nur dem anderen, sondern auch sich selbst gegenüber in hohem Maße ehrlich zu sein. Das macht einerseits verletzlich, bietet aber auch die Chance, sich seiner selbst bewußt zu werden und zu unterscheiden, was wir „nur“ denken und dabei in uns selbst hineininterpretieren und wie wir uns wirklich fühlen.

Gefühle können mit ein wenig Übung gut beschrieben und dem anderen transportiert werden. Gedanken hingegen stellen Interpretationen über die andere oder eigene Person dar und können nicht so präzise formuliert werden wie das ureigene Gefühl.

Zur Veranschaulichung und Übung empfehlen wir einen von Michael Uhlig zusammengestellten Bedürfnis- und Gefühlswortschatz, der in deutscher und englischer Sprache auf der Website des Referenten zur Verfügung steht.

3. Schritt: Das Bedürfnis

Durch das Wahrnehmen der Emotionen die dahinterstehenden Bedürfnisse zu erkennen und auszusprechen, ist Grundlage dafür, dass diese überhaupt gehört und vielleicht auch erfüllt werden können. Nur so ermöglichen wir dem anderen, auf uns ein- und zuzugehen. Wenn beide Seiten sich möglichst klar und ohne Bewertung oder gar Verurteilung ausdrücken, können sie sich einander annähern und den anderen besser verstehen. Unterstützt zum Beispiel mit einer einfachen Frage wie „Was brauchst du?“.

Für viele ist genau das gar nicht so einfach, haben wir doch gelernt, unsere Bedürfnisse oftmals zurückzustellen, zum Teil auch zu unterdrücken. Achtsam auf sich selbst zu hören kann geübt werden. Hilfestellung können hier neben Achtsamkeitsübungen auch Wörtersammlungen für eine genaue Beschreibung und Differenzierung der Fülle von möglichen Gefühlen und Bedürfnissen geben.

Bedürfnis
Bedürfnis

4. Schritt: Die Bitte

Bitte
Bitte

Im letzten Schritt geht es um die resultierende Bitte und damit um das, was man benötigt, um das eigene Bedürfnis erfüllt zu wissen. Eine Bitte soll nach Rosenberg immer positiv und für den anderen verständlich formuliert werden, sowie konkret und unmittelbar ausführbar sein.

Die Bitte kann als Angebot an den anderen verstanden werden, freiwillig zu helfen. Wichtig dabei ist die Möglichkeit für den anderen, auch „nein“ sagen zu können. Eine Forderung hingegen lässt nicht den freien Willen und Raum, ggf. anders zu entscheiden oder für ein „nein“, ohne erneut einen Konflikt herbeizuführen.

Michael Uhlig dazu auch: „Menschen tragen prinzipiell gern zum Wohl anderer bei, wenn sie es freiwillig tun. Wenn keine Erwartung dahinter ist, wenn kein Zwang dahinter ist, wenn keine Forderung dahinter ist.”

Empathie und Verbindung durch eine offene und menschenzentrierte Haltung

Bei der GFK ist es genauso wichtig zuzuhören, was der andere sagt, fühlt, beobachtet, benötigt und worum er bittet, wie sich selbst klar und aufrichtig mitzuteilen. Durch empathisches Nachfragen und Fokus auf Bedürfnissen statt auf Strategien besteht die Chance, Aussagen des Gegenübers nicht als persönliche Anschuldigung und Kritik zu verstehen, sondern genau zu erfassen, was er eigentlich braucht. Es geht um Behutsamkeit in der Sprache, darum, den anderen nicht zu verletzen, um Empathie und eine starke Verbindung zueinander durch eine offene und menschenzentrierte Haltung. Dies trägt zur Lösung von Konflikten und funktioniert gleichermaßen im privaten, beruflichen und gesellschaftlichen Kontext.

Übrigens auch nachhaltig, denn wenn es einmal geklappt hat, werden alle Beteiligten ein positives Ergebnis bemerken und ziemlich sicher zu „Wiederholungstätern“ beim empathischen und wertschätzenden Zuhören und beim sich-selbst-Mitteilen. Das kann sich langfristig positiv auf Beziehungen auswirken, aber auch als positives Beispiel für Dritte dienen und die Kommunikationskultur in Familien, Unternehmen und Gesellschaft nachhaltig in bester Weise beeinflussen.

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Marshall B. Rosenberg und Carl Rogers

Marshall B. Rosenberg (1934-2015) war promovierter Psychologe und Therapeut. In den 80erJahren erforschte er das Thema Empathie auf Grundlage des personzentrierten Ansatzes seines Lehrers, dem Psychologen und Psychotherapeuten Carl Rogers. Rosenbergs Beobachtungen von Konflikten zeigten ihm eine oft wertende und verurteilende Art in der Kommunikation auf und dass diese häufig genauso stark zum Konflikt beitrug wie der Streitpunkt an sich. Umgekehrt konnte er dadurch erkennen, was zu einer gelungenen Kommunikation führen kann. Diese Beobachtungen trug er zu seinem Konzept der Gewaltfreien Kommunikation zusammen, das sich seit Anfang der 2000er Jahre auch im deutschsprachigen Raum stark verbreitet hat.

Der WEK-Ruf Wertschätzung Empathie Kongruenz
Der WEK-Ruf Wertschätzung Empathie Kongruenz

Der sogenannte WEK-Ruf (Zimmermann 2011, S. 90 ff) bildet die Grundlage des personzentrierten Ansatzes von Carl Rogers und wurde von Rosenberg weiterentwickelt:

  • Wertschätzung: das (vor-) urteilsfreie Verstehen und Akzeptieren des Gegenübers

  • Empathie: das Verständnis und die sachliche Annahme von Erklärungsmustern, Handlungen oder Vermeidungsreaktionen des Gegenübers und
  • Kongruenz: bewußt als Vorbild zu agieren, mit Offenheit und maximaler Transparenz.

Vielen Dank an diesen spannenden Input und die dadurch gesteigerte Neugierde auf detailliertere Inhalte zu Gewaltfreier Kommunikation, lieber Michael Uhlig!

Vielen Dank auch an alle Teilnehmer*innen für die lebendige Diskussion. In den Schlussworten herrschte Einigkeit: GFK ist eine komplexe Angelegenheit, der man sich nur durch kontinuierliche Bewusstwerdung und bewusster Anwendung annähern kann. Dadurch eröffnet sich die Möglichkeit, nicht nur andere, sondern auch sich selbst besser verstehen zu lernen. Behutsamkeit in der Sprache und der Versuch, den anderen nicht zu verletzten, sind neben Empathie und Verbindung die wichtigsten Kerngedanken des Konzepts und stärken wiederum die Haltung eines zugewandten Menschen und Coach.

Literaturhinweise

Rosenberg, M. B. (2016). Gewaltfreie Kommunikation. 12. überarbeitete und erweiterte Auflage. Junfermann Verlag. Paderborn

Zimmermann, M. (2011). Naturwissenschaftliche Bildung im Kindergarten: Eine integrative Längsschnittstudie zur Kompetenzentwicklung von Erzieherinnen. Studien zum Physik- und Chemielernen (Bd. 128). Logos Verlag. Berlin

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