Was ist eigentlich so „super“ an der Supervision?

Erste Supervision mit der neuen Ausbildungsgruppe am Zentrum für interdisziplinäres Coaching am 3. November ´23. Hierzu trafen sich die insgesamt 18 Teilnehmer*innen mit der Ausbildungsleitung im virtuellen Raum, erfreulicher Weise allesamt vorfreudig, überpünktlich, ohne technische Probleme und vor allem wissbegierig. Vorab: Was ob der relativ hohen Teilnehmerzahl zunächst als Herausforderung wahrgenommen wurde, entwickelte sich während der folgenden 166 Minuten zur Lehrstunde des miteinander Denkens und wertvollen Zeit mit vielen neuen Erfahrungen.

Supervision im November ´23
Supervision im November ´23

Mitursächlich für den Erfolg mag die Einführung durch die Ausbildungsleitung gewesen sein und die Klärung der Frage: Was ist eigentlich so „super“ an Supervision? Den Teilnehmer*innen wurde bewusst gemacht, dass sie hierin ein Forum für das Einholen anderer erfahrungsbasierter Erkenntnisse und Experten-Feedback finden. Der Blick anderer Personen auf einen Coachingfall oder ein persönliches Anliegen beispielsweise und damit ein Perspektivenwechsel können blinde Flecken aufdecken, neue Sichtweisen eröffnen und Handlungsoptionen aufzeigen. Immer im Bewusstsein, dass es „die“ Wahrheit nicht gibt (vgl. Elefant auf einem Foto).

Handeln kann man nur handelnd erlernen

Im Kontext der Coaching-Ausbildung geht es vor allem um die Reflexion der Teilnehmer*innen hinsichtlich des eigenen (und fremdem) Handelns. Was habe ich schon gelernt, erlebt und hilfreich angewendet, auf welche Art und Weise kann ich wirksam(er) werden? „Es geht darum, handlungssteuernde Wissensbestände aufzubauen.“ lautete die Kernaussage der Ausbildungsleitung.

PowerPoint-Präsentation in der Supervision
PowerPoint-Präsentation in der Supervision

Zunächst sammelte die Ausbildungsleitung die Anliegen, Fragen und Fälle der Teilnehmer*innen, die mit einem Ankerbegriff, der ihr Anliegen möglichst kurz beschreibt, versehen sein sollten. So standen unter anderen folgende Begriffe auf der Liste: Abschluss „round up“ einer Coachingsitzung, „Gruppenkampf“ in neuer beruflicher Herausforderung oder „Wertekonflikt“ des Coaches gegenüber dem Klienten, „verhärtete Fronten“ im Beziehungskonflikt.

Viele der Teilnehmer*innen haben sich seit dem ersten Ausbildungsmodul mit dem aktiven Zuhören nach Rogers und der 5-Säulen-Methode beschäftigt und diese in eigenen Coaching-Fällen angewandt. Und beinahe alle haben wahrgenommen, dass die Werte-Säule für die Klient*innen oft wenig „greifbar“ ist. Gemeinsam gelangten die Teilnehmer*innen zu der Erkenntnis, dass gerade beim Aufarbeiten der individuellen Werte das große Potential dieser Methode liegt. Denn so individuell und unterschiedlich diese Werte auch sein mögen, sie sind entscheidend für den Zustand und die Entwicklung der anderen Säulen der Identität des Klienten, deren Standfestigkeit und liefern im Gespräch oft entscheidend neue Erkenntnisse. Denn aus den Werten, so eine Teilnehmerin, entwickeln sich unsere Bedürfnisse beispielsweise nach sozialer Geborgenheit, Sicherheit usw.

Ein Teilnehmer berichtete von einem verzagten Freund, dem er helfen wolle, aber nicht wisse, wie er das angehen soll. Wertvolle Hinweise kamen von den Teilnehmer*innen selbst. „Hast Du einen Auftrag, was ist das Anliegen Deines Freundes?“ Ebenso die Erinnerung an Zurückhaltung im Urteil und der Bewertung, ob jemand Hilfe „braucht“ als ganz wichtige Eigenschaften eines guten Coaches. In diesem Sinne merkte eine Teilnehmerin an:

„Man kann nur machen, was der andere anzunehmen bereit ist.“

Empfehlung in diesem Fall: „Mach transparent, wie es DIR damit geht und dass Du gerne helfen möchtest.“ Also das eigene Anliegen gegenüber dem Freund offenlegen, auch und vielleicht gerade wenn dies manchmal schwer fällt.

Einige weitere Fälle, Fragen und Anliegen wurden in den etwa 2 ¾ Stunden besprochen, analysiert und nicht nur für den oder die Fragenden hilfreich beantwortet. Es zeigte sich einmal mehr, dass mit der Supervision nicht nur einzelfallbezogene Fortschritte erreicht werden können, sondern darüber hinaus die Gruppe der Teilnehmer*innen wertvolle Erkenntnisse gewinnt und damit das eigene Handeln unterstützt. Das ist der Grund, weswegen in der Coaching-Ausbildung die Supervision elementarer Bestandteil des Ausbildungsplanes ist.

"Supervisionäre"
"Supervisionäre"

Eine der Kernerkenntnisse dieser Supervision war: „Je klarer Ihr seid, desto hilfreicher könnt Ihr sein!“. Gemeint sind das Bewusstsein und die Entscheidung des Coaches hinsichtlich ihrer/seiner Rolle ist im komplexen Problem-Lösungsversuch-Gefüge des/ bzw. der Klienten. Zugleich muss jeder für sich auch Grenzen ziehen, innerhalb derer ihr oder ihm ein Coaching möglich ist. Passend merkte eine Teilnehmerin an:

„Helfen wollen allein, hilft nicht!“

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