Gruppenbild CA 4

Auf den Spuren Carl Rogers zum Coach

16 Teilnehmer*innen trafen sich am ersten Ausbildungswochenende in Heidelberg

In der nunmehr 4. Ausbildungsgruppe begrüßte Prof. Dr. Monika Zimmermann die Teilnehmer*innen zu ihrer einjährigen Lernreise und stellte zunächst klar: „Ich bin die Moni!“ 🙂 Denn das „Du“ ist unter Coaches und solchen, die es werden wollen üblich und es schafft die für eine gelingende Lernreise – nach hiesiger Ansicht – erforderliche Offenheit im Umgang miteinander.

„Coaching bedeutet, einen Raum zu schaffen, in dem Menschen sich sicher und wertgeschätzt fühlen“, begann „Moni“ die Ausbildungseinheit.

Begrüßungs-Chart
Begrüßungs-Chart

Der erste Ausbildungstag diente danach vor allem dem gegenseitigen Kennenlernen der Teilnehmer*innen und dem Ausblick auf die gemeinsame einjährige Lernreise. In der Vorstellungsrunde mit Symbolen ging es um die Visionen der Teilnehmer*innen und deren Visualisierung mit Symbolen.

Vorstellungsrunde mit Symbolen (Anleitung)
Vorstellungsrunde mit Symbolen (Anleitung)
Und das sind Ausschnitte aus dieser Vorstellungsrunde:

Trotzdem blieb ich in meinem alten Muster: nett und lieb sein, alles okay machen, aber es er-füllte mich nicht vollständig und gab mir keinen Halt für die Zukunft. Das aktuelle Projekt, an dem ich arbeite, ist schön, aber es neigt sich dem Ende zu, und beruflich nagt diese Ungewissheit an mir. Das Ziel, wo ich hinmöchte, ist unklar.

Deshalb hat mich dieser Frosch angesprochen. Er steht auf festen, dicken Füßen, wirkt bodenständig, authentisch und glücklich – besonders mit der Blume, die er trägt, und mit sich selbst zufrieden. Dorthin möchte ich gelangen.

Der Vogel, den ich ausgewählt habe, repräsentiert vieles, was ich früher nicht sein durfte: Kreativität, Freiheit, Farbe. Er ist klein und verletzlich, und ich freue mich, dass ich heute den Mut habe, diese Eigenschaften zu zeigen. Als Kontrast dazu wählte ich das Nilpferd. Es symbolisiert Sicherheit, etwas Ruhiges, etwas Kraftvolles, das selbst den Löwen bekämpfen kann und im Ernstfall schnell rennen kann, obwohl es so groß ist.

Ich möchte, dass dieser kleine Vogel auf dem Nilpferd sitzen und er selbst sein kann – beschützt von etwas Größerem, Stärkeren.

Ich sehe mich als eine direkte Person, die dazu neigt, im Reitunterricht oder bei der Arbeit mit Pferden sofort das Negative zu erkennen und dies auch direkt anzusprechen. Dies kann bei manchen Menschen als zu ungeduldig empfunden werden.

In einem Jahr möchte ich mich mehr als Anker verstehen und mich weniger auf das Negative konzentrieren. Stattdessen will ich Sicherheit bieten und Menschen, insbesondere Kinder mit besonderen Bedürfnissen durch Coaching mit Pferden unterstützen. Mein Ziel ist es, ein einzigartiges Coachingkonzept zu entwickeln, das solche Kinder fördert und ihnen hilft, sich zu entfalten.

Symbole 2

Ein zentraler Punkt waren auch die Prüfungsleistungen, mit denen die Coaching-Ausbildung den Teilnehmer*innen als erfolgreich bestanden zertifiziert werden wird. Dabei wurde klar betont, dass diese Prüfungen mehr sind als reine Wissensabfragen. Vielmehr fördern sie bereits während der Weiterbildung praxisnahe Fähigkeiten und setzen auf eine umfassende Kompetenzentwicklung. Die Ausbildung ist daher so konzipiert, dass sie die Teilnehmenden darauf vorbereitet, das Erlernte sofort in ihrer täglichen Arbeit oder in anderen beruflichen wie auch privaten Kontexten einsetzen und zur Vorbereitung der Prüfungsleistungen umsetzen zu können. Transparente Kriterien und eine klare Struktur geben den Teilnehmenden dafür die nötige Orientierung.

Darüber hinaus wurden auch verschiedene organisatorische Aspekte diskutiert. Insbesondere ging es darum, wie die Coaching-Ausbildung so gestaltet wird, dass sie flexibel und anpassungsfähig bleibt. Die Teilnehmer*innen sollen stets das Gefühl haben, dass ihre individuellen Bedürfnisse gehört und berücksichtigt werden. Monika Zimmermann betonte, dass spontane Ideen und Vorschläge jederzeit willkommen sind und dass die Ausbildung als eine offene und dynamische Plattform fungieren sollte, auf der ein ständiger Austausch stattfindet.

Übung zum aktiven Zuhören nach Carl Rogers
Übung zum aktiven Zuhören nach Carl Rogers

Tag 2 war Carl Rogers und dem von ihm begründeten personzentrierten Ansatz gewidmet, der davon ausgeht, dass jede Person bereits die Lösungen für ihre Probleme in sich trägt. Diese Herangehensweise betont, dass Coaches lösungsoffen bleiben sollten, statt vorschnelle Lösungen anzubieten. Echter Fortschritt in der Entwicklung der Klienten gelingt danach durch die Begleitung und Unterstützung bei der eigenen Lösungsfindung.

Nach einem theoretischen Input und dem Begreifbarmachen der hervorragenden Bedeutung im Coaching folgte auch hier das Üben in Triaden. Diese Übung soll dabei helfen, das aktive Zuhören in der Rolle des Coaches bzw. der Coach zu entwickeln und beim Beobachter die Fähigkeit zur neutralen Beobachtung zu trainieren, indem die Beobachtenden ausschließlich und vollkommen wertfrei beschreiben, was sie gesehen oder gehört haben.

Durch die Trennung von Wahrnehmung, Beobachtung und Interpretation lernen die Teilnehmer*innen, diese Fähigkeiten organisch und simultan zu nutzen. Dies verbessert ihre Fähigkeit, auf die Anliegen ihrer Klient*innen einzugehen und ihre eigenen Gedanken klar zu strukturieren. Die Übung zeigte zudem, wie wichtig es für Coaches ist, ihre Wahrnehmungs- und Reflexionsfähigkeit zu schärfen.

In einer weiteren Übung wurde demonstriert, wie Coaches Feedback geben können, das die Klient*innen inspiriert und in die richtige Richtung lenkt, ohne bevormundend zu wirken. „Konstruktives Feedback bedeutet, die Wahrheit zu sagen, ohne zu verletzen“, erläuterte Prof. Zimmermann. Sie führte dabei vor Augen, wie entscheidend die richtige Wortwahl ist, um das Vertrauen zu wahren.

Ein wiederkehrendes Thema ist die Wichtigkeit von Empathie und Wertschätzung im Coachingprozess. Der von Prof. Zimmermann weiterentwickelte WEK-Ruf steht beispielhaft für diese ihrer Ansicht nach unabdingbaren Tugenden professioneller Coaches. In den Diskussionen beleuchtet sie daher auch, wie essentiell es ist, als Coach eine Haltung der offenen und non-direktiven Unterstützung zu wahren. Durch echtes Verstehen und das Spiegeln der Klienten können Coaches dabei helfen, die Selbstwahrnehmung und Selbstreflexion der Klienten zu fördern.

Gruppenübung

Es wurde auch auf verschiedene Coaching-Methoden eingegangen, darunter das “Solution Surfing”, welches Lösungen durch das Erforschen von bestehenden Ressourcen und Fähigkeiten anstrebt. Die Fähigkeit, sich auf den Moment und den Klienten einzulassen, ohne vorgefertigte Lösungen zu präsentieren, wird als Kernkompetenz erfolgreicher Coaches herausgestellt. Diese Einblicke zeigen deutlich, wie Coaching als ein tiefgründiger und respektvoller Prozess verstanden wird, der darauf abzielt, Menschen zu befähigen, ihre eigene Entwicklung und Problemlösung zu gestalten.

Die Suche nach der eigenen Identität ist ein facettenreicher Prozess, der durch verschiedene Aspekte des Lebens geprägt wird. So widmeten sich die Teilnehmer der “Methode der 5 Säulen“, einem Modell, das den individuellen Lebensweg in fünf Schlüsselbereiche gliedert: Körper und Geist, Beruf, Soziales, Werte und Spiritualität.

Säulen der Identität
Säulen der Identität

Die Ausbildungsleitung zeigte auf, wie Selbsterfahrung eine essentielle Rolle beim Verständnis der eigenen Identität spielt. So wurde betont, dass Identität nicht nur aus positiven Erlebnissen besteht, sondern auch negative Aspekte ihren Platz in der Selbstwahrnehmung finden. Die Teilnehmer waren sich einig, dass solche Aspekte untrennbar mit der aktuellen Identität verknüpft sind. Auch wenn diese Herausforderungen oft als Hindernisse wahrgenommen werden, ist es wichtig, sie als Teil der gegenwärtigen Situation anzuerkennen und gezielt in den Säulen zu integrieren.

Die Beobachtung von Selbsterkenntnis in der Gruppe war für viele Teilnehmer ein Augenöffner. Sie bemerkten, wie wichtig die Reflexion von Körpersprache und Werten für das Verständnis der eigenen Identität ist. Durch das Feedback anderer konnten sie sich in ihren Schwächen und Stärken besser einordnen und ihre Ressourcen gezielt nutzen.

Die Methode der 5 Säulen verdeutlichte, dass die (Lern-)Reise zur eigenen Identität ein fortwährender Prozess ist. Sie verlangt Geduld, Selbstreflexion und das bewusste Integrieren aller Aspekte des Lebens. Diese Erkenntnisse können als Grundlage dienen, um die eigene Identität besser zu verstehen und selbstbewusster in die Zukunft zu blicken.

lebensphilosophischer Spaziergang
lebensphilosophischer Spaziergang

Der Sonntag des ersten Ausbildungswochenendes in der Coaching-Ausbildung ist traditionell dem philosophischen Spaziergang auf den gleichnamigen Weg in Heidelberg gewidmet. Durch eine konzentrierte und auf dem Hinweg schweigende Innenschau sollen die Teilnehmer*innen Klarheit erlangen, auf welchen Wegen sie sich bislang bewegt haben und wohin sie ihr Weg künftig noch führen soll.

Was eine Teilnehmerin im Anschluss berichtete, kommentierte Prof. Zimmermann so:

Wie soll ich sagen, also bei mir kommt an, Du warst voll im hier und jetzt und hast aufgesogen was dich umgibt und warst darin fast schon im Flow. Super Zielzustand für Achtsamkeit. Das was wir normalerweise machen ist dieses parallele: Wir gucken vielleicht mal kurz, aber dann lassen wir uns wieder von unseren Gedanken bestimmen. Also für mich ist es so, du warst voll drin und konntest dich hingeben. War da auch ein bisschen Genuss dabei?

“Es war nur Genuss und deswegen konnte ich nicht an die eigentliche Aufgabe denken. Ich war nur in der Freude, ich war total in dem Moment eben.“

Gruppenbild CA 4
Gruppenbild CA 4

Am Ende des Ausbildungswochenendes reflektierte die Gruppe intensiv ihre bisherigen Erfahrungen und Erkenntnisse. Monika Zimmermann betonte dabei, wie wichtig es sei, Erkenntnisse nicht nur aufzuschreiben, sondern auch im Gespräch zu vertiefen. Dies helfe, diese besser zu verankern.

Ein Teilnehmer äußerte die Erkenntnis, dass ein Coach nicht immer Lösungen parat haben müsse. Diese Erkenntnis sei für ihn ein „Aha-Moment“ gewesen. Andere betonten das Zuhören, geduldig sein und das Üben als wichtige Aspekte ihrer persönlichen Entwicklung.

„Ich habe das Gefühl hier wirklich richtig angekommen zu sein und das es dir richtige Entscheidung war hier zu sein“

„Wahnsinn: Jetzt schon tiefe Dankbarkeit und Inspiration!“

So endet ein weiteres Ausbildungswochenende im Zentrum für interdisziplinäres Coaching.

Mentimeter mit Aha-Momenten der Teilnehmer*innen
Mentimeter mit Aha-Momenten der Teilnehmer*innen